Entwicklungsvorstand Michael Steiner treibt bei Porsche den Aufbau eines Elektroauto-Portfolios voran, neue und alte Verbrenner-Modelle will er mit E-Fuels umweltfreundlicher machen. Bei E-Autos hat für den Manager nicht die maximale Reichweite Priorität, sondern vor allem sportliches Fahren und besonders schnelles Laden.
Steiner bekräftigte zum Jahresende in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), dass Porsche bei der Antriebstechnik einen breiteren Ansatz verfolgt. „Wir setzen auf einen Dreiklang der Antriebstechnik: vollelektrische Modelle, effiziente Plug-In-Hybride und emotionale Verbrennungsmotoren“, erklärte er. Von E-Autos mit Brennstoffzelle an Bord für mehr Reichweite durch Wasserstoff hält er nichts: Das sei zwar eine interessante Technik, „aber für einen Sportwagen aus heutiger Sicht Unsinn“. Das Fahrzeug werde „zu groß, zu schwer, zu träge“.
Der Porsche-Manager kritisierte den „Wettlauf um das frühestmögliche Verbot des Verbrennungsmotors“. Entscheidend sei Dekarbonisierung und lokale Emissionsfreiheit in Ballungszentren. Mit synthetischen Kraftstoffen würden Verbrennungsmotoren nahezu CO2-neutral betrieben und könnten die E-Mobilität gezielt ergänzen. Wichtig sei der gesamte CO2-Fußabdruck, von der Produktion über die Nutzung des Autos bis zur Entsorgung. Verbrenner-Fahrzeuge hätten in der Herstellung einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck als Elektroautos, sagte Steiner. Gleichwohl gehe er davon aus, dass das Elektroauto „im Großen und Ganzen das Rennen machen wird“.
Mit dem Taycan hat Porsche Ende 2019 sein erstes vollelektrisches Serienmodell eingeführt, auf die Sportlimousine folgt im nächsten Jahr das Derivat Cross Turismo. 2022 steht dann der nächste, als Elektroauto konzipierte Macan auf dem Programm. Das Kompakt-SUV wird allerdings vorerst weiter auf Basis der aktuellen Generation als Benziner angeboten. Porsche plant für seine Elektroautos zunächst mit um die 500 Kilometer Reichweite gemäß WLTP-Norm. Dem Unternehmen komme es nicht darauf an, die Reichweite immer weiter zu steigern, unterstrich Steiner. Für ihn sei es entscheidender, die Ladezeiten zu verkürzen. Das sei wichtiger für die Reise.
Porsches Chefentwickler kann sich Ladeleistungen bis zu 500 kW entlang der Fernstraßen vorstellen. Dass das mit entsprechendem Aufwand funktioniert, hat das Unternehmen laut der FAZ in einem Forschungsprojekt bereits unter Beweis gestellt. Mit neuester Technik kann der Taycan innerhalb von etwa fünf Minuten Strom für 100 Kilometer Reichweite nachladen. „Perspektivisch“ denke Porsche an rund drei Minuten für 100 Kilometer. „Das würde die Akzeptanz der Elektromobilität deutlich erhöhen und ihr zum Durchbruch verhelfen“, so Steiner.
Bislang kann der Taycan mit maximal 270 kW Strom in die Akkus pressen. Dafür braucht es spezielle Ladesäulen, wie sie unter anderem das von Volkswagen und weiteren Autobauern gegründete Unternehmen Ionity entlang europäischer Hauptverkehrsachsen installiert. Die Herausforderung beim „ultraschnellen“ Laden ist, Schäden an der Batterie zu verhindern. Ein wesentlicher Faktor ist dabei die Temperatur des Energiespeichers während des Ladevorgangs. Porsche verfolgt dazu einen ganzheitlichen Ansatz, der künstliche Intelligenz, Vernetzung, Thermomanagement, Zellchemie und Innenwiderstand der Zelle umfasst.
Mehr Geld für Zellentwicklung
Die einzelnen Zellen in den Akkupaketen seiner Elektroautos bezieht Porsche wie in der Branche üblich von Zulieferern aus Asien. Das wird bis auf Weiteres auch so bleiben, seine Kompetenz bei Batteriezellen will das Unternehmen aber ausbauen. „Wir planen, stärker in die Zellentwicklung zu investieren“, sagte Steiner. Das könnte eine Kleinserienfertigung im süddeutschen Raum beinhalten, um Akkus für spezielle Bedarfe wie Motorsport oder Kleinserienfahrzeuge herzustellen.
Besonders wichtig ist für Porsche, auch mit E-Autos dem Markenkern gerecht zu werden. Die Elektromaschinen werden deshalb darauf ausgelegt, kontinuierlich höchste Leistung zu bieten – andere Stromer haben damit noch Probleme. Eine weitere Herausforderung der E-Mobilität, insbesondere bei Sportwagen, ist das hohe Gewicht von Akkupacks für langstreckentaugliche Reichweiten. Damit die Batterie möglichst effizient arbeitet und nicht zu groß ausfällt, feilen die Zuffenhausener an Bereichen wie dem Material und der Aerodynamik des Fahrzeugs, der Isolierung der Kabine, dem Temperaturmanagement oder auch der Ladestromsteuerung.
Die Bemühungen, möglichst sportliche Elektroautos zu realisieren, haben bei Porsche derzeit eine offizielle Grenze – und zwar die Sportwagen-Ikone 911er. „Einen sportlich hybridisierten 911 kann ich mir vorstellen. Als vollelektrische Version sehe ich den 911 mit seinem charakteristischen 2+2-Sitzer-Konzept und der für ihn typischen Dynamik nicht“, sagte Steiner. Einen zweitürigen Sportwagen wie den 718 Cayman könne es dagegen demnächst von dem Unternehmen geben. „Ja, über einen elektrischen Mittelmotorsportwagen denken wir nach“, so der Entwicklungsvorstand.
Skodafahrer meint
Heute sind die Batteriezellen wesentlich preisgünstiger im Einkauf als zur Konzeption des Porsche Taycan.
Porsche könnte durch Verzicht auf die hinteren Fußgaragen in der Batterieeinheit aus dem Taycan einen 2(+2)sitzigen Sportwagen machen.
Der maximal verbaubare Akku wäre dann wesentlich größer und könnte auch deutlich mehr Ladeleistung vertragen.
Der größere Akku könnte auch leistungsstärkere Motoren versorgen.
Andreas meint
Von E-Autos mit Brennstoffzelle an Bord für mehr Reichweite durch Wasserstoff hält er nichts: Das sei zwar eine interessante Technik, „aber für einen Sportwagen aus heutiger Sicht Unsinn“. Das Fahrzeug werde „zu groß, zu schwer, zu träge“.
na sowas ?????
Dieser Sportwagen schafft dank Brennstoffzelle 1600 Kilometer Reichweite
Der Hyperion XP-1
https://www.welt.de/wirtschaft/article213704628/Hyperion-XP-1-Sportwagen-mit-Brennstoffzelle-und-1600-Kilometer-Reichweite.html
nilsbär meint
Sobald die Masse Verbrennungsmotoren nicht mehr cool findet (und das wird jetzt schnell gehen) werden auch keine Benzin-911er mehr produziert. Schließlich will der werte Fahrer mit seinem Schmuckstück beneidet und nicht belächelt werden.
Karl0815 meint
Was Menschen mit irgendwelchen Verzichtskarren belächeln interessiert die Kunden weitestgehend nicht, keine Sorgen.
Andi EE meint
So ist das, nur will das niemand zugeben.
Ebi meint
….bei Antriebstechnik breit aufgestellt…..Dreiklang….
Bin gespannt, wie lange der Dreiklang noch klingt. Erinnert mich irgendwie an Daimler. Aber so langsam scheint es zu dämmern: Im Großen und Ganzen wird das e-Auto das Rennen machen.
Tolle Erkenntnis und Euphorie klingt anders.
Roma meint
Zum einen hat der Herr ja nicht so Unrecht, so manch verkaufter Porsche wird wohl nie einen 6-stelligen Kilometerstand erreichen, da eben nur Sonntagsauto, Sammlerstück oder 5. Wagen. Da wird sich der CO2-Rucksack nie rechnen, da die Zellen vom Stehen kaputt werden.
Aber natürlich gibt’s auch genug Panameras, Cayennes und 911er, die tagtäglich als Firmenwagen genutzt werden und mehrere 100tkm am Tacho haben.
David meint
Super anstrengend, dass Porsche immer noch die ewig gestrigen bedienen muss. Denn natürlich ist ein Porsche 911 mit Elektroantrieb machbar. Auch bei den heutigen Energiedichten. Das Gewicht ist es auch nicht, denn der aktuelle Turbo ganz locker über 1600 Kilo. Der bisimoto 935 zeigt, dass es geht. Man will halt nicht diese, schon leicht auf ihr Polohemd sabbernden aber solventen, alten Kunden verlieren.
Trotzdem gab es gute Nachrichten, indem 500 kW als Ladestrom angestrebt werden. Das ist vielleicht sogar wichtiger als große Akkus alleine. Ein Sportwagen mit 100 kWh Akku, aber sauberen 500 kW Ladeleistung wäre besser als 200 kWh Akku mit 300 kW Peak Ladeleistung. Denn man soll eh alle 200 km eine Pause machen und wenn man dann während der Sanifair-Zeit vollladen kann, wäre das perfekt.
Michael S. meint
„Wichtig sei der gesamte CO2-Fußabdruck, von der Produktion über die Nutzung des Autos bis zur Entsorgung.“ Bei einem Sportwagenhersteller ist das doch reine Heuchelei. Im Zweifel nimmt man immer den größeren Motor und „das bisschen Mehrverbrauch und Umweltzerstörung ist doch mir egal“. Wenn sie konsequent wären, dürften sie bei der aktuellen gesamten CO2-Bilanz nur noch elektrische Autos verkaufen.
Und mal ein Vorschlag zum Thema synthetische Kraftstoffe: Von mir aus sollen die Verbrennerfahrer Benzin und Diesel verbrennen, bis deren Laufleistung den Vorsprung in der CO2-Bilanz vor dem E-Auto aufgefressen hat. Ab dann bitte Technologieoffenheit im Sinne der Energiequelle: Nur noch Ökostrom und nur noch synthetische Kraftstoffe, um kein CO2 mehr auszustoßen. Bin gespannt, welcher Porschefahrer sich das dann noch leisten kann mit dem Verbrenner.
Railfriend meint
@Michael S.
Ihre Kritik trifft folglich auf ebenso stark motorisierte Tesla zu: Da ist jede Menge unnötig viel Kupfer und Akkuleistung verbraucht, die auf unserem endlichen Planeten anderen Fahrzeugen nicht mehr zur Verfügung steht.
Mehr Reifen- und Asphaltfeinstaub produzieren diese schweren PS-Protzer ohnehin, weshalb die OECD eine wirksame Besteuerung vorschlägt. https://ecomento.de/2020/12/07/bmw-entwicklungschef-grosse-elektroauto-batterien-oekologisch-fragwuerdig/#comment-319064
Dass efuel_Verbrenner fallweise nicht mehr Windanlagen benötigen als BEV, hatten wir auch schon. https://ecomento.de/2020/12/08/kit-professor-doppelbauer-klares-deutliches-bekenntnis-batterie-pkw-noetig/#comment-317857
Reiter meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Railfriend meint
Wollten Sie nicht längst auf die OECD-Studie antworten?
Andi EE meint
Porsche ist doch selber überrascht, wie hervorragend der Taycan bei seiner Kundschaft ankommt. Der durchschnittliche Porsche-Fahrer ist doch kein Raser, es reicht wenn er weiss dass er es könnte / es nach aussen dargestellt wird. Overall hat Porsche mit dem Taycan sicher alles richtig gemacht. Die Aussage, dass man den 911er nicht vollständig elektrifizieren wird, halte ich für ein Geschwätz. Es wäre besser, wenn man sich einem der schlauesten Zitate aller Zeiten bedienen würde „was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“. Wenn sich die Umstände ändern, macht es null Sinn, ständig auf seinem Standpunkt zu verharren. Nur Dummköpfe korrigieren ihre Meinung nie.
Daniel S meint
Eine andere Ikone kann es ja auch elektrisch: Fiar 500 e. Besser als je zuvor. Warum nicht auch ein 911!
eBiker meint
Weil der 911er natürlich aufgrund der Leistung schon mal nen grossen Akku braucht. Und der passt nicht rein. Und wenn du ihn doch irgendwie reingequetscht bekommst ohne dass du ein komplett anderes Auto baust, wird das Auto zu schwer. Und zu gross. Vergleich mal die Abmessungen von nem 911 mit nem Taycan. Und das Porsche BEV kann, sollte nun ja bewiesen sein.
Der e-911er wird kommen – mit der übernächsten Batteriegeneration.
Andi EE meint
Wenn man die Batterie bald als tragende Struktur wie beim Batteryday von Tesla angekündigt, nutzen kann, sehe ich da kein Hindernis, das auch in beengtere Platzverhältnisse erfolgreich einzubauen.
Und umstellen muss Porsche so oder so, ausser es gibt den Klimawandel (CO2) in 10 Jahren nicht mehr. Stand Klimaforschung jetzt / aktuelle Politik / voraussichtliche Gesetzgebung würde deine Meinung zu einer Einstellung des 911ers führen.
eBiker meint
Ich habe ja geschrieben „übernächste Batteriegeneration“ – und alles was Musk am Batterieday so erzählt hat ist übernächste Generation. Besonders die tragenende Struktur.
Und 10 Jahre sind sehr viel Zeit. Schau doch mal 10 Jahre zurück: Tesla S gerade mal angekündigt – der Roadstar wurde noch von Hand zusammengebastelt – als umgebauter Lotus. Ansonsten waren eAutos nahezu nicht vorhanden.
Oder geh 5 Jahre zurück – was war denn da damals so auf dem Markt?
Andi EE meint
„Ich habe ja geschrieben „übernächste Batteriegeneration“ – und alles was Musk am Batterieday so erzählt hat ist übernächste Generation.“
Und das ist eben falsch, lies es doch nach.
https://teslamag.de/news/muster-giga-berlin-tesla-usa-17-model-y-neueste-batterie-produziert-32140
Die neue Zelle macht dann die tragende Struktur möglich. Aber ich sehe, du bist diesbezüglich nicht so aufnahmefähig … darf nicht sein. ;)
„Und 10 Jahre sind viel Zeit“ … ja stimmt, stell dir den neuen Roadster von Tesla vor, der pulverisiert alle Fahrleistungen der Porsche-Verbrenner. Du checkst nicht wirklich, wie schnell das jetzt gehen kann. Die Konkurrenz gibt dir das Entwicklungstempo und -Richtung vor. Du kannst nicht tun was du willst, wenn der andere dich überholt.
Mit dem Taycan hat man ja gut auf die Marktveränderung reagiert, aber diese Aussage jetzt wieder, ist doch komplett für die Tonne.
Freddy K meint
@AndiEE
Mal schauen ob die Mengen reichen…..
CaptainPicard meint
Zuerst sollten sie mal die 350 kW für den Taycan umsetzen die sie in der Mission E Studie präsentiert haben.
Peter W meint
Genau! Da werden wieder große Reden geschwungen und Märchen erzählt.
Daniel S meint
„Entscheidend sei Dekarbonisierung und lokale Emissionsfreiheit in Ballungszentren. Mit synthetischen Kraftstoffen würden Verbrennungsmotoren nahezu CO2-neutral betrieben und könnten die E-Mobilität gezielt ergänzen.“
Das stimmt ja vielleicht kurzfristig – bereits mittelfristig müssen wir aber CO2 Null erreichen.
Da nützt lokal emissionsfrei nichts mehr, sondern es muss die gesamte Produktekette inkl. Betreib und Recycling in Summe ganz CO2 neutral sein.
Porsche muss und wird das mit Sportwagen schaffen – aber nur, wenn man sich das bereits heute zum Ziel setzt.
Peter W meint
CO2-Null gibt es nicht. Egal was wir tun, CO2 wird immer emittiert.
Am Ende ist die Menge ausschlaggebend die es zu begrenzen gilt.
Freddy K meint
CO2 neutral kann jeder. Einfach Klimavignetten kaufen. Die Projekte forsten auf so das dein CO2 gebunden wird…
Wieso das so wenige Menschen machen….?