Volkswagen hatte vor etwas mehr als einem Jahr bekannt gegeben, dass die Serienversion der elektrischen Kleinbus-Studie ID. Buzz das erste Fahrzeug des Unternehmens mit Selbstfahr-Funktionalität bis Level 4 sein wird. Dieses Niveau ist die Vorstufe zum komplett autonomen Fahren, bei der das Fahrzeug den überwiegenden Teil seiner Fahrt selbstständig navigiert. Nun gibt es neue Informationen zu den Plänen.
Die Sparte Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) bekräftigte, die Entwicklung und Umsetzung des autonomen Fahrens schnell voranzutreiben. „Mit der Bestätigung des Aufsichtsrats für unser Entwicklungs-Programm stellen wir jetzt Weichen für die Zukunft der Mobilität. Autonomes, elektrisches Fahren wird einen wichtigen Beitrag für die Mobilität und die Verkehrssicherheit in den Städten liefern. Unsere Fahrzeuge sind der logische erste Einsatzort für solche Systeme“, erklärte der VWN-Vorstandsvorsitzende Carsten Intra nach einer Aufsichtsratssitzung des Volkswagen-Konzerns.
Derzeit werde bei VWN die Einführung von autonomen Systemen für den Verkehrseinsatz im Jahr 2025 vorbereitet. In diesem Jahr sollen erstmals Feldversuche in Deutschland starten, bei denen das Selbstfahr-System (Self-Driving-System, kurz SDS) des US-Startups Argo AI in einer Version des zukünftigen ID. Buzz zum Einsatz kommt. „Ziel ist die Entwicklung eines Ride-Hailing- und Pooling-Konzepts, ähnlich dem heutigen Angebot von MOIA. Mitte dieses Jahrzehnts können sich unsere Kunden dann in ausgewählten Städten mit autonomen Fahrzeugen zu ihrem jeweiligen Zielort bringen lassen“, so Christian Senger, Bereichsleiter Autonomes Fahren.

Im Zuge ihrer Kooperation bei Pkw und Nutzfahrzeugen haben Volkswagen und Ford zu gleichen Teilen in die auf Softwareplattformen für autonomes Fahren spezialisierte Firma Argo AI investiert. Neben der Erstinvestition in Höhe von einer Milliarde US-Dollar brachte der deutsche Konzern seine Tochtergesellschaft AID (Autonomous Intelligent Driving) in Argo AI ein. Mit der jetzt vom Aufsichtsrat der Wolfsburger bestätigten Mittelfreigabe bis 2025 mache VWN den nächsten „signifikanten Schritt“ auf dem Weg in die autonome Zukunft der Mobilität, heißt es in einer Mitteilung.
Die Nutzfahrzeug-Marke ist im Volkswagen-Konzern verantwortlich für die Entwicklung komplett autonomer Systeme und deren gewerblichen Einsatz im urbanen Raum. VWN sieht vor, entsprechende Spezialfahrzeuge (Special Purpose Vehicles, kurz SPV) wie etwa Robo-Taxis und -Transporter zu entwickeln und zu bauen. Zusätzlich zu den Investitionen in Argo AI investiert der Konzern in Projekte der seit 2020 eigenständigen Tochter „Car.Software“. Dort werden parallel und unabhängig von Argo AI assistierte und automatisierte Fahrfunktionen bis Level 4 für alle Marken der Volkswagen-Gruppe entwickelt.
VWN konzipiert die Fahrzeuge, in denen das Selbstfahr-System von Argo zum Einsatz kommen wird. Die Basis dafür ist der elektrische ID. Buzz, der im kommenden Jahr seine Weltpremiere feiert. „Bereits heute laufen die Entwicklungen auf Hochtouren, den ikonischen Bulli nicht nur zu elektrifizieren, sondern ihn mit dem SDS zu einem wegweisenden autonomen Fahrzeug zu machen“, so Volkswagen. Der ID. Buzz in T6-Größe soll nach Angaben aus dem Jahr 2017 als Minibus mit Platz für bis zu acht Personen 600 Kilometer pro Ladung fahren können. Darüber hinaus ist die Kastenwagen-Version ID. Buzz Cargo für den gewerblichen Einsatz vorgesehen.
Alupo meint
Schön dass es in Zukunft auch diese Kategorie an eAutos gibt.
Was mir nicht persönlich aber absolut nicht gefällt ist das LIDAR auf dem Dach (cw Wert und Stirnfläche, und gewöhnungsbedürftige Optik) . Klar braucht man kein gutes LIDAR welches aktuell so um die 100.000 USD kosten soll, aber Google zahlt für das in den Autos verwendete LIDAR aktuell ca. 8.000 USD. Mit einem oft zitierten „billigeren LIDAR“ scheint das autonome Fahren nicht zu klappen, d. h. die Auflösung derartiger LIDAR Geräte ist viel zu gering um die benötigte Lokalisierungsgenauigkeit für das autonome Fahren zu erreichen.
Ich hoffe eben auf erschwingliche selbstfahrende Autos und da sind rein kamerabasierende Systeme klar im Vorteil.
Wenn man sich die aktuellen Bilder anschaut von positionierten Objekten die mit LIDAR&Kameras bzw nur mit Kameras generiert wurden sind die billigen Kamerasysteme schon jetzt sehr gut (fast LIDAR Qualität) und können unabhängig von der fest eingebauten Hardware mittels Softwareupdate weiter kontinuierlich verbessert werden, sogar over-the-air ohne Werkstattaufenthalt.
Auf LIDAR aufsetzende Hersteller können ihr System leider nicht auf ein „nur Kamerasystem“ umbauen, denn dort ist LIDAR der alles entscheidende Sensor. Ohne LIDAR funktioniert dann nur die Schildererkennung etc., aber nicht das Fahren.
Naja, ein kleiner Exkurs…
Jörg2 meint
Dann ist ja gut, dass Scheuer (sicherlich GANZ von selbst) auf die Idee gekommen ist, dass Deutschland das Kernkompetenzland für autonomes Fahren werden soll (oder gar schon ist?).
Ne, im Ernst: Feine Entwicklung! Wenn der Weltmarktführer (Pkw-Stückzahlen) das auch angeht, dann muss die deutsche Politik die Rahmenbedingungen absichern. Dann fällt auch bestimmt bald dieses mehr als dämliche Regularium, wie ein Überholvorgang stattzufinden hätte. Und die „max. 130km/h“ rücken näher in die Realität.
Herbs meint
Oh ja, bestimmt hatte die Bundesregierung nur den ID-Buzz im Hinterkopf, als sie einen Plan für die Zukunft entworfen hat. Ansonsten gäbe es ja auch keinen Grund.
Warum müsste denn eigentlich der Heimatmarkt entsprechende Gesetze auf den Weg bringen? Ein potenzieller Business Case von VW wird ja sicherlich nicht auf Basis des Marktes Deutschland basieren… ????♂️
Sie könnten es ja auch anderswo testen / entwickeln, wenn es da erlaubt ist. Gerüchteweise testen ja auch nicht-Schwedische Hersteller im schwedischen Winter und fliegen nicht den gefrorenen See und Schnee in die USA, Frankreich, Deutschland oder Japan sondern die Autos nach Schweden.
Jörg2 meint
Ehhh… Scheuer hat nicht von ID-BUZZ in seinen „Automomieplänen“ erwähnt und VW hat sich beim Thema „autonomes Fahren“ nicht auf den ID-BUZZ eingeschränkt. Oder habe ich das falsch gelesen?
Aber die Peinlichkeit, wenn deutsche Hersteller nichtmal den Heimatmarkt (die Gesetzeslage) von ihren technischen Ideen überzeugen können…
hu.ms meint
Schätze mal:
Die politik in D gibt soviel frei (level) wie ihr von den ansässigen herstellern signalisiert wird. Heisst dann standortsicherung.
Herbs meint
@Jörg: sorry, falls ich Sie falsch verstanden hatte. Ich hatte verstanden, dass Sie andeuten die Politik würde nur das machen, was die Wirtschaft sagt. Das klänge nach VT.
Ich sehe allerdings nicht, warum es peinlich wäre, wenn ein Unternehmen weiter denkt als es aktuell der Gesetzgeber eines x-beliebigen Landes, ob Heimat oder nicht. War es peinlich, dass mp3 erfunden wurde, auch wenn es noch fast keine legalen use-cases gab? Hätte Deutschland aufhören sollen Mobilfunkmasten aufzustellen, als Siemens keine Handys mehr gebaut hat?
Jörg2 meint
@Herbs
Wohin gleitest Du denn ab?
Ist doch fein, dass sich das Timing von Scheuer und VW so ergänzt! Der eine kann plötzlich Regularien vorbringen und der andere hat eine passende Geschäftsidee dazu.
Da ist das bestimmt nur Zufall, dass seit Jahren Mitarbeiter der Autoindustrie und ihrer Haupt- und Nebenlobbyverbände per Personalausleihe die Expertise in das Verkehrsministerium bringen.
O.k., nicht alles läuft über Ausleihe. Für einen gehörigen Teil der Verordnungseinflüsterei zum Schaden des steuerzahlenden Bürgers für Steuergeld in Form von „Beraterverträgen“ gezahlt.
Jörg2 meint
da fehlt ein „wird“ :-((
CaptainPicard meint
Die Beschreibung von Level 4 Autonomie ist nicht ganz richtig. Das ist keine Vorstufe zum Selbstfahren sondern das ist Selbstfahren und 100% der Fahrt erfolgt autonom, nicht nur der überwiegende Teil, wie hier steht. Bei den Waymo Taxis sitzt den ganzen Tag niemand am Fahrersitz und das ist auch Level 4.
Die Abgrenzung zu Level 5 liegt darin dass das Auto dort mit allen Umständen klar kommen muss die auch ein menschlicher Fahrer schaffen würde. Zahlreiche Experten gehen davon aus dass das noch für lange Zeit unerreichbar bleiben wird weil es fast unendlich viele potentielle Situationen gibt.
Bei Level 4 vermeidet man die grötenteils indem man mittels Geofencing das Einsatzgebiet einschränkt.
Christian meint
Gibt es bei Level 5 überhaupt noch Pedale und Lenkrad?
Tim Leiser meint
Nein
Mäx meint
Vom Prinzip her könnte man das einbauen…aber wozu wenn das Auto in 100% aller Fälle alleine zurecht kommt.
Es kommt dann auf den Hersteller an schätze ich.
Soll das Auto als Taxi eingesetzt werden, hat es bestimmt nichts dergleichen.
Handelt es sich um ein Privatfahrzeug, welches ab und zu noch selber bewegt werden will könnte man Lenkrad und Pedale noch einbauen.
Aber wie schon beschrieben…warum?
Ohne einen dedizierten Fahrerplatz wird ja ne ganze Menge Platz im Auto frei, denn man dann anders gestalten kann, bzw. das Auto einfach verkleinern kann. Gibt es ja schon Konzepte zu.
Wie CaptainPicard auch sagt, Level 5 dauert noch ne Zeit lang. Level 4 ist quasi Level 5 nur schließt man nicht alle Situation mit ein.
So könnte man auch sagen, dass das nur auf der Autobahn funktioniert oder ähnliches, aber eben nicht 100% abdeckt.
Und dann ist es auch etwas einfacher zu programmieren, da man die Situationen die auftreten können etwas besser abschätzen kann.
Bei Level 5 ist auch so etwas wie Herstellerhaftung im Schadensfall nötig usw. Bei Level 4 mit Fahrer auf dem Fahrerplatz (also nicht Waymo) weiß ich gar nicht genau wie das geregelt wird; müsste man sich mal durchlesen im Entwurf.
ID.alist meint
Genau das ist der Punkt von Level 5. Keine Interaktion mehr von Menschen möglich.