Der aus der Fusion von PSA und Fiat Chrysler entstandene Autoriese Stellantis setzt bei der Elektrifizierung seiner diversen Marken auch auf mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge. Die Produktion erster Serienfahrzeuge soll noch in diesem Jahr starten. Ende März präsentierte der weltweit viertgrößte Autohersteller seine Wasserstoff-Pläne.
Man strebe eine führende Rolle in der Autowelt der Zukunft an, dazu gehöre bei den Antrieben neben reiner Elektromobilität mit großen Reichweiten auch Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektrotechnik, so Stellantis. Diese alternative Antriebsart sei speziell im Bereich leichter Nutzfahrzeuge vielversprechend, da sie die von den Kunden erwarteten Reichweiten, Anhängelasten und Nutzlasten ermögliche.
Stellantis sieht Wasserstoff- und reine Batterie-E-Mobilität als sich ergänzende Lösungen. Die zentralen Vorteile von wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Stromern seien lokale Emissionsfreiheit, eine große Reichweite und schnelles Tanken in drei Minuten. Insbesondere in Europa seien umfangreiche Investitionen in Wasserstoff und das dazugehörige Ökosystem geplant.
Die von Stellantis mit mittlerer Leistungsfähigkeit konzipierten Wasserstoff-Elektrofahrzeuge sollen die gleichen Transportfähigkeiten wie Modelle mit Verbrennungsmotor bieten. Als Reichweite werden über 400 Kilometer gemäß der realitätsnahen WLTP-Norm angestrebt. Um die Nutzlastkapazität zu erhalten, werden die Komponenten der Brennstoffzellen-Technik außerhalb des Transportraums untergebracht. Das neue System ist in die bestehende Stellantis-Architektur für leichte Nutzfahrzeuge integriert, mit der in Fahrzeuge unterschiedliche Antriebsarten integriert werden können.
Die in einem ersten Schritt auf die Straßen kommende Technik wird am Opel-Standort Rüsselsheim im dortigen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Kompetenzzentrum von Stellantis entwickelt. Opel wurde 2017 von PSA übernommen, die seitdem mit den Schwestermarken Citroën, DS und Peugeot geteilten Fahrzeugplattformen nutzt Stellantis nun auch für Wasserstoff-Fahrzeuge.
Wasserstoff-Transporter von Citroën, Opel & Peugeot
Konkret sind zunächst Modelle der mittelgroßen Transporter Citroën Jumpy, Peugeot Expert und Opel Vivaro vorgesehen. Vollelektrische Ausführungen dieser Baureihen gibt es bereits, diese werden in Zukunft mit zusätzlicher Technik auch als Wasserstoff-Fahrzeuge angeboten. Die Fahrbatterie wird dabei durch ein kleineres Akkupaket aus plug-in-hybriden Modellen ersetzt und unter den vorderen Sitzen montiert. Die Brennstoffzellen-Komponenten finden vorne im Motorraum oberhalb der E-Antriebs-Technik Platz. Die 700-bar-Wasserstofftanks sind im Fahrzeugboden dort integriert, wo bei den rein elektrischen Versionen die größere Batterie sitzt.
Das Wasserstoff-System ermöglicht laut Erklärungen von Stellantis ohne Leistungseinbußen Fahrten mit hohen Geschwindigkeiten. Für Spitzenleistung – etwa beim Beschleunigen – werde die Batterie zugeschaltet, sie diene zudem für den Start des Fahrzeugs und „die erste Meile“ (1,61 km). Das sorge dafür, dass das Brennstoffzellen-System zu optimalen Betriebsbedingungen arbeitet. Die Batterie lasse sich extern aufladen und könne bei Bedarf Strom für bis zu 50 Kilometer liefern. Darüber hinaus erzeugt die Brennstoffzellen-Technik mithilfe von Wasserstoff Energie.
Stellantis treibt den Einstieg in die Wasserstoff-E-Mobilität zusammen mit den Brennstoffzellen-Spezialisten Faurecia und Symbio voran. Der Konzern weist darauf hin, dass es insbesondere noch an Wasserstoff-Tankstellen in Europa fehlt. Es gelte, die Investitionen in diesem Bereich zu erhöhen. Die noch hohen Kosten von Wasserstoff-Antrieben will Stellantis durch die steigende Produktion von entsprechenden Fahrzeugen senken.
kritGeist meint
Ich bin selber kein Fan von aktuellen H2-Thema (https://www.planet-wissen.de/sendungen/sendung-wasserstoff-100.html),
dennoch klingt der Bericht/Strategie von Stellantis nachvollziehbar & durchaus machbar.
Aber: „Es gelte, die Investitionen in diesem Bereich zu erhöhen.“ – Wer genau, wenn das hauptsächlich über Steuergelder laufen soll, wäre das schlecht. Es werden ja auch nicht normale Tankstellen über Steuergelder aufgebaut. Ladestationen hat Tesla vorgelebt, wie es möglich ist, die Steuergelder dazu wurden/werden zeitnah zurückgezahlt.
Wenn Stellantis H2 haben will, dann müssen die auch eigenständig oder in kooperation H2-Tankstellen aufbauen!
Roger meint
Find ich gut!
Die Zauderer, die eh nicht das Geld haben um sich ein H2-Fahrzeig zu kaufen, ringen um Antworten, die bestätigen sollen, dass H2 ein totgeborenes Kind ist.
Was die H2-Tankstellen betrifft sind durchschnittlich alle 200km bereits eine zu finden. Und es wird immer besser.
Die Lösung mit einer zusätzlichen Batterie ist genau das, was ich suche. So kann man beide Energiesysteme hervorragend verbinden.
Wasserstoff wird immer grüner und auch billiger, wie bei allem, was in Menge produziert wird.
Udo Oelmann meint
Ist es nicht eine gute Nachricht, wenn ein Konzern mit 400.000 Mitarbeitern sich traut, eine klimaneutrale und innovative Schlüsseltechnologie, wie die Brennstoffzelle, in eine massentaugliche Anwendung für leichten Nutzfahrzeuge zu packen – und das ‚Made in Rüsselsheim‘ ?
Warum überlassen wir es nicht dem Markt zu beurteilen, ob es sinnvolle Einsatzgebiete dafür gibt?
Und warum honorieren wir es denn nicht, zwei klimafreundliche Konzepte im Bereich der Mobilität – so wie Opel mit einem H2-Plug-In-Hybrid – in einem sinnvollen Mix voran zu bringen?
nilsbär meint
Deine Begeisterung in Ehren.
„Der Konzern weist darauf hin, dass es insbesondere noch an Wasserstoff-Tankstellen in Europa fehlt.“
Das klingt nicht so, als würde Stellantis diese Tankstellen selbst finanzieren wollen.
Sollen das also wir Steuerzahler machen? Zusätzlich zur Ladeinfrastruktur?
Und woher soll der Wasserstoff kommen, wenn nicht aus der Dampfreformation von Erdgas? Aus dem grünen Strom, von dem wir auf absehbare Zeit ohnehin zu wenig haben, mit einem verheerenden Wirkungsgrad?
Jakob Sperling meint
Es gibt reihenweise Projekte für die Produktion von grünem Wasserstoff. In verschiedenen Phasen und auch in Europa, bzw. Deutschland. Wer in solchen Foren unterwegs ist, müsste das eigentlich mitbekommen haben.
Ich denke nicht, dass an öffentlichen Wasserstoff-Tankstellen je etwas anderes als rein grüner Wasserstoff angeboten werden wird. Und selbst wenn es im schlimmsten Fall so wäre, wäre das ein Übergangsproblem. Genau gleich wie der BEV mit der Riesenbatterie der in China mit Kohlestrom produziert wurde und dann in Deutschland mit dem üblichen Strommix – als auch wieder teilweise mit Kohleenergie – fährt.
Volta meint
Wenn ein Hersteller H2 in den Griff bekommt, dann gibt es auch eine Anwendung dafür. Wir haben jetzt gerade Wasserstoff für 18000 Busse jedes Jahr über, unter anderem aus der Chemischen Industrie und nutzen diesen nicht. Aus meiner Sicht ist ein Gesamt-Wirkungdgrad von zur Zeit 22% nicht toll aber dieser kann noch verbessert werden. Auf der anderen Seite fahren wir seit hundert Jahren mit Verbrennungsmotoren durch die Gegend, die im Durchschnitt nur 18% Wirkungsgrad erreichen. Also für mich ist der Wirkungsgrad von Wasserstoff immernoch besser als der vom Verbrenner und wir können diesen Treibstoff regenerativ herstellen, bei Diesel und Benzin ist das durch den noch schlechteren Wirkungsgrad Sinnfrei.
Bei Anwendungen mit hohem Verbrauch ist reine Elektromobilität noch nicht praktikabel und daher eine regenerative Alternative erforderlich, das ist die Brennstoffzelle. Hören wir also auf eines gegen das Andere auszuspielen und gehen vorwärts!
nilsbär meint
Hören wir also auf, Atomkraft und Braunkohle gegen die Erneuerbaren Energien auszuspielen und gehen wir mit allen vorwärts!
Jakob Sperling meint
H2 ist darum auch bei Transportern interessant, weil es
1. in wenigen Jahren, aus Gründen ausserhalb der Mobilität (Energiewende), reichlich grünen Wasserstoff geben wird und
2. verschiedene Nutzer ganz verschiedene Bedürfnisse haben.
Man stelle sich nur mal die Hochdach-Camper (VW California, Campster, Opel Crosscamp) vor, die im Moment gerade wie heisse Semmel verkauft werden. Eine Camping-Tour mit einem batterieelektrischen Camper kann ich mir gar nicht, oder nur als absoluten Horror vorstellen. Hingegen wäre ein Camper mit 6-10 kg H2 – und möglichst trotzdem einer vernünftigen Batterie – ziemlich ideal und ein guter Ersatz für die heutige Diesel-Lösung.
Bernd V meint
Ich bin echt gespannt ob die Fahrzeuge tatsächlich auf den Markt kommen. Höchstens eine Leasing Mini Stückzahl wie bei Daimler, die nach kurzer Zeit wieder eingestellt wird.
AK swiss meint
Allein die Vorstellung, dass der ölwechselerprobte Durchschnittsmechaniker mit seinen schmierigen Fingern an einem 700bar-H2-System Prüf- und Wartungsarbeiten durchführen soll, lässt mich erschaudern. Das ist nochmal ne ganz andere Nummer als 250bar CNG (Tankkorrosion bei VW!).
Da gibts nur eine einzige Anweisung im Handbuch: Finger weg! Und ab zur Spezialwerkstatt des Herstellers.
Und dann noch die Tankkupplung…
Das wird einfach nix!
Sebastian meint
ne logo.. ich fahre 60 KM zur nächsten H2 Tankstelle um dort ganz flott in 5 Min. zu tanken, statt daheim den Eimer einfach zu laden? Bin ich blöd im Kopf?
Jeff Healey meint
Wasserstoff macht auf Grund seines Gesamtwirkungsgrades ausschließlich im Transportwesen Sinn, weniger im PKW-Bereich. Daher ist es für große Konzerne wie Stellantis sinnvoll den Fuß in der Tür zu haben und an dem Thema dranzubleiben. Schön zu sehen, dass Opel seine langjährige Kompetenz mit einbringen kann. Abzuwarten bleibt, wann und ob der Ausbau der Versorgung von grünem Wasserstoff (alle anderen Arten der Wasserstoff-Gewinnung sind in Hinsicht des Klimaschutzes nicht zielführend) von der Politik geschlossen entschieden und vorangetrieben wird. Erst dann gelingt der Wandel zu nachhaltiger Industrie und Mobilität.
Strombert meint
Da ist der : der April-Scherz.
Den was anderes kann es nicht sein. Weder im PKW noch im Kleintransporterbereich lohnen sich Brennstoffzellen und Wasserstoff.
Oder es gibt Fördergelder, Subventionen und Steuergelder…. dann produziert man 1-2 Fahrzeuge, damit die Förderer was zum Bejubeln haben und der Auftrag erledigt ist….
Rrl meint
Ja, die Fertigung der Fahrzeuge bei Opel Special Vehicles wird vom Bund gefördert. Große Stückzahlen sind wohl nicht geplant, OSV ist ein Fahrzeugumrüster, das Brennstoffzellensystem wird dort also wahrscheinlich überwiegend in Handarbeit eingebaut. Die Preise werden entsprechend hoch ausfallen
Daniel S meint
Interessant: Bei Elektroautos kann man nicht expandieren, weil der Staat keine Ladestationen baut. Bei Wasserstoff spielt das alles keine Rolle – Marktführer, obwohl die Wasserstoffinfrastruktur erst in Planung ist.
Alupo meint
Das ist jetzt aber wirklich ein Aprilscherz.
Ansonsten wäre das wohl das Ende der mMn schon leicht angeschlagenen Unternehmensgruppe. Denn die „beiden Unternehmen“ (das sind sie was ihre Kosten betrifft ganz sicher noch, da hilft es auch nicht, neuerdings als eine juristische Person zu firmieren) haben wohl kaum genügend Mittel um dann auch bei BEVs technologisch vorne mitzumachen. Andererseits, nur Zellen zukaufen können viele, aber die so wichtige Kostenführerschaft ist damit sicher nicht zu erreichen. Die asiatischen Zellenhersteller sind ja nicht geschäfts“un“tüchtig.
Michael S. meint
Wasserstoff, die HD-DVD unter den BluRays…
stromschüssel meint
Und da ist er, der erwartete Aprilscherz…
(oder war es der E-Truck mit 1 Milliarde Kilometer Rechweite…?)
Eugen P. meint
Stellantis ist gerade auch bei Nutzfahrzeugen eine Größe, da wird man es sich nicht leisten können Wasserstoff zu ignorieren. Wie schaut es denn bei Daimler Trucks und den VAG Nutzfahrzeugen (MAN, Scania) diesbezüglich aus?
Jürgen W. meint
Scania ist komplett ausgestiegen aus der Wasserstofftechnik für LKW. Die setzen auch im LKW Bereich auf reine BEV. Die haben es verstanden. Für wen sollen denn die sauteuren Wasserstofftankstellen gebaut werden???
Eugen P. meint
Die Welt ist größer als Europa, wird dieser Markt eben von Stellantis, Hyundai etc. bedient.
Driver meint
H2 wird in Europa sowohl im Auto als auch im LKW eine Nische bleiben. Viel zu teuer und inneffizient ist das ganze System. 22% FCEV und 75% BEV Gesamtwirkungsgrad: Jedem Kunden und Firmenlenker wird sofort auffallen, dass der Kilometer mit sauber aus Ökostrom hergestelltem H2 4x so viel kostet.
In Japan kommt das dank massiver Förderungen trotzdem. Die verfeuern in Australien Kohle, machen daraus Strom und daraus „grünen“ Wasserstoff. Dieser wird verflüssigt und per Schiff nach Japan transportiert. Von dort zur Tankstelle, dann auf 700 bar komprimiert geht es ins Auto oder den LKW. Übrig bleibt ein absurder Gesamtwirkungsgrad von rund 7% und eine riesen Umweltverschmutzung und ein gewaltiger Klimaschaden. Eine tolle Technologie – Vollgas voraus in den Untergang!
Peter W meint
Der einige positive Aspekt an dieser Umweltvergewaltigung (Japan/Australien) ist, dass der Klimawandel die Verursacher die es nicht einsehen wollen, also die Australier, derzeit am härtesten trifft. Australien wird sein Verhalten bitter bereuen, sehr bitter. Nur die armen Tiere können leider nichts dafür.
Raphael meint
Scania/MAN sind ausserhalb Europas kaum relevant, daher würde ich diese nicht als Referenz betrachten.
Ausserdem arbeiten sowohl Scania, als auch MAN an Wasserstoffantrieben, wohl einfach nicht so publik wie M-B, Volvo, IVECO etc. Scania ist eine Kooperation mit dem Injektorenhersteller Westport zur Untersuchung von H2-Verbrennungsmotoren eingegangen (wurde einen Tag nach der Mitteilung publiziert, dass Scania auf Batterien setzt). MAN ist gerade erst im Oktober 2020 eine Forschungskooperation mit der FH Nürnberg und der FAU Nürnberg-Erlangen eingegangen und hat dafür einen Wasserstoff-Campus eingerichtet.
Wahrscheinlich muss einfach die Unternehmenskommunikation Diess-konform sein. Ziemlich schräg, was im Volkswagen-Konzern abgeht. Diess wird den Laden wahrscheinlich deutlich weniger im Griff haben, als er möchte.
Railfriend meint
Auch Keyou ist dabei und erreicht m.W. 45% Nennwirkungsgrad. Dabei ist das Kühlwasser- und Abgaspotential noch nicht berücksichtigt. ORC und TEG stehen da seit Jahren in den Startlöchern.