Toyota hat im Juni einen Ausblick auf seine vergleichsweise späte Offensive mit rein batteriebetriebenen Elektroautos gegeben. Im Vorfeld der Tokio Motor Show stellten die Japaner dann einen im nächsten Jahr kommenden Kleinst-Stromer für den Heimatmarkt vor. Zur Eröffnung der Automesse gab der Konzern nun einen weiteren Ausblick auf seine E-Mobilitäts-Pläne.
Bei Hybrid-Technik für effizientere Verbrenner-Antriebe ist Toyota bereits Marktführer, auch bei Wasserstoff-Elektrofahrzeugen gehört das Unternehmen zu den Vorreitern. Bei nur mit Strom betriebenen Pkw hat der Autogigant dagegen lange Zeit gezögert – und obwohl Batterie-Autos seit 2016 offiziell Chefsache sind, lässt sich Toyota bei dieser alternativen Antriebsart offenbar weiter Zeit.
„Die Akkutechnik ist immer noch nicht wirklich fertig entwickelt für den Massenmarkt“, sagte Toyota-Chefentwickler Shigeki Terashi laut der Nachrichtenagentur SP-X zu Beginn der Tokio Motor Show. Dass der Hersteller künftig trotzdem auch batterieelektrische Modelle in großer Stückzahl anbieten wird, liegt an den weltweit immer strengeren Emissionsgesetzen – ohne lokal emissionsfreie E-Pkw lassen sich diese kaum erfüllen. Den Hochlauf entsprechender Modelle geht Toyota gezielt an, der Fokus liegt dabei zunächst auf Asien.
Wie Terashi am Tag vor der Tokio Motor Show erklärte, führt Toyota seine neuen reinen Elektroautos ab nächstem Jahr zuerst in Japan und China ein. Letzteres Land gilt aufgrund der Größe und umfassender staatlicher Förderung als wichtigster Markt für E-Autos. Als erstes werden in der Volksrepublik die Crossover-SUV C-HR und IZOA als Elektroautos ausgeliefert. Europäische Kunden müssen wohl noch bis 2022/23 auf neue Batterie-Modelle warten. „Wir werden mit kleineren Modellen beginnen“, merkte Terashi an.
Für Europa geht das Unternehmen davon aus, die hierzulande ab nächstem Jahrzehnt greifenden CO2-Vorgaben auch mit seiner breiten Hybrid-Palette bewältigen zu können. Bei teilelektrischen Fahrzeugen führt Toyota die Branche sei Jahren technisch wie auch bei den Absatzzahlen klar an, das nachlassende Interesse an Dieselautos ist daher vor allem für die Konkurrenz ein Problem.
Toyota setzt auf mehrere Antriebsarten
Allzu lange kann Toyota nicht mehr auf weltweit vertriebene Großserien-Elektroautos mit Batterie-Antrieb verzichten, da das Interesse der Kunden zunehmend steigt. Bis auf weiteres geht die Führungsetage allerdings noch davon aus, dass die Verkaufszahlen trotz des Hypes rund um E-Auto-Bauer Tesla erst später richtig anziehen. So wollte Terashi für die USA noch keinen Termin für den Verkaufsstart neuer Voll-Stromer nennen. Auch der boomende indische Markt hat keine Priorität.
Toyota setzt laut Insidern darauf, dass viele Käufer aufgrund der Mehrkosten von Elektroautos vorerst weiter auf Hybride und auch klassische Verbrenner zurückgreifen. Der Konzern verfolgt daher eine Strategie, bei der mehrere Antriebsarten im Fokus stehen. Toyota positioniert sich damit klar gegen den stärksten Wettbewerber Volkswagen, der sich zunehmend auf Batterie-E-Mobilität ausrichtet.
Auch für mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge sieht Toyota eine erfolgreiche Zukunft. Im nächsten Jahr startet die zweite Generation der Limousine Mirai, die in deutlich größerem Umfang als bisher hergestellt werden soll. Einen globalen Hochlauf von reinen Batterie-Modellen wird es nach aktuellem Stand erst Mitte des nächsten Jahrzehnts geben, wenn Toyotas neue Akkus mit Festkörper-Technologie serienreif sind.
Tesla Pilot meint
Mein mobiler Lebensweg bisher: Audi A 4, Toyota Yaris, BMW i 3, Model X.
Es ist im Moment noch Spinnerei, aber wenn auf den Strassen eines Tages eine kritische Masse von Tesla’s unterwegs ist, die untereinander vernetzt sind, ist sicheres autonomes Fahren ein Kinderspiel. Wer kauft dann noch Toyota?
Wer kann diese kritische Masse überhaupt noch verhindern?
simon meint
Es gibt ja auch noch VW die gerade weltweit Elektroautowerke planen, bauen und in Betrieb nehmen. Dazu haben sie auch noch eine oder bald mehrere Plattformen. Mit Moia und WeShare sind sie auch in den Städten für elekrisches Car und Ridesharing gut aufgestellt. Dazu investieren sie in eine eigene (auch wenn nur kleine) Zellfabrik.
Es werden sicher einige Toyota Kunden bald einen VW fahren.
Marc Mertens meint
Ergänzung zu meinem Kommentar:
Toyota baut mit dem RAV4 Plugin-Hybrid (2020) übrigens noch an dieser Erweiterung des Konzepts. Nicht nur das die Milchmädchenrechnung der EURO-Norm damit noch „geschönter“ eingehalten werden kann (gerne auch von anderen Wettbewerbern), sondern es passt gut in die Brückentechnologie rein.
Es bleibt nur die Frage offen, ob Toyota und Hyundai komplett auf Wasserstoff setzen in 20-30 Jahren oder weiterhin mit dem vorhandenen Mix technikoffen bleiben wollen. Das ist eine der großen Wetten auf die Zukunft. ;-)
Marc Mertens meint
Ein weltweiter oder großflächiger Hochlauf mit E-Autos dürfte selbst für Toyota eine Herkulesaufgabe sein. Von daher glaube ich, dass die Produktstrategen sich die Gegebenheiten genau anschauen und auch die Engpässe in den Rohstoffen für die Akkupacks im Auge haben.
Prinzipiell bin ich als Fahrer eines RAV4 Hybrids stark überzeugt davon, dass die Toyota-Leute und die Koreaner von Hyundai ziemlich strategisch und nachhaltig vorgehen. Da die beiden Unternehmen derzeit auch wenig von Rückrufen, Skandalen und Flottenverbräuchen in Europa gebeutelt sind, können sie sich vermutlich auch die Zeit dafür nehmen.
Mit der Einführung und der Weiterentwicklung der Vollhybride und Wasserstoff-Brennstoffzellenautos ist der generelle Kurs klar vorgegeben. Da beide auch im Grunde zu gewissen Teilen als EVs unterwegs sind, dürfte es zumindest an der E-Kompetenz nicht mangeln.
Persönlich finde ich es natürlich auch schade, dass der elektrische C-HR nicht auch in Europa gelaunched wird. Aber da die Autos auf weltweit gültigen Plattformen stehen (e-TNGA), ist es nur eine kurze Frage der Zeit und vermutlich kein echtes, technisches Hindernis.
Stocki meint
Lasst euch ruhig Zeit bei Toyota. Fahre zwar noch meinen alten Avensis, aber der TÜV läuft mitte nächstes Jahr ab. Das Geld für ein BEV kratze ich gerade zusammen. Der Hersteller dieses neuen Fahrzeugs beginnt mit T und endet mit a. Dazwischen steht nur „leider“ nicht oyot.
War nett mit euch die letzten 28 Jahre. Aber jetzt lasse ich es gut sein. Schützenhilfe gibt es seit gestern abend von ganz unerwarteter Seite (Gruß an alle Shortseller, ich möchte mich an dieser Stelle auch bei euch nochmals herzlich bedanken).
Sledge Hammer meint
+1
wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
Stocki meint
Meinst jetzt aber nicht mich damit? ;-)
Ich hab heute Mittag zu nem Arbeitskollegen gesagt:
„Jetzt noch ein Short-Sqeeze und ich trinke die Minibar alleine aus“.
alupo meint
Du bist nicht der Einzige, der nicht auf eAutos von Toyota warten will bzw. in meinem Fall warten wollte.
Ich bin zwar noch der Eigentümer von meinem alten P3 und er läuft auch nach 10 Jahren und inzwischen 200.000 km absolut zuverlässig und ohne Werkstattkosten zu verursachen, aber zurücktauschen wollte ich nach inzwischen fast 3 Jahren mein eAuto absolut nicht mehr.
Zum Glück gibt es Alternativen, und zwar immer mehr.
Die Geschichte ist voll von Beispielen, wie einst unvorstellbar mächtige Unternehmen oder Familien wieder sang und klanglos untergegangen sind. Auch einst sehr mächtige Reiche verschwanden aus der Geschichte. Ich denke es liegt an der Sättigung wenn man lange zu erfolgreich war. M.M.n. wird das Tesla auch erwischen, aber vielleicht erst in 100 Jahren ;-). Andere, schon Gesätigte trifft es eben entsprechend früher…
Mike meint
Es geht in Europa nicht nur darum, Emissionsziele einzuhalten, sondern die durch die HSD-Familie an ruckfreie Fahrweise herangeführten Kunden zu halten. Wenn Toyota in diesen Kundenkreisen immer beliebter werdende BEV nicht anbietet, werden diese Kunden zu anderen Anbietern wechseln. Soviel ich weiß, ist es schwieriger Neukunden zu gewinnen, als Bestandskunden zu behalten.
Paul meint
Toyota macht immer Nägel mit Köpfen. Dass passt jetzt für Europa genau zur Strategie. Sie bringen ihre Modell mit der neuen Batterietechnik. Lassen wir uns überaschen vielleicht bringt dies den Durchbruch. Grössere Reichweiten, kürzere Ladezeiten. Sie haben dann beide Varianten, Wasserstofftechnik und Feststoffbatterietechnik und haben dann wieder die Nase vorn. Dann kann der Markt entscheiden wie es sich Herr Kretschmann wünscht. Der Massenmarkt wird dann auch den Vorteil der reinen Batterieautos zeigen. Es wird und muss das preiswerteste Fahrzeug werden mit einem Quantensprung an neuer Technologie wie wir es vom Smartphon gewohnt waren mit ständig neuen Verbesserungen. Die neue Autoentwicklung hat begonnen. Es haben nur noch nicht alle begriffen. Zumal uns die Umweltprobleme dazu zwingen werden, denn die Folgen werden immer unerträglicher werden. Die Mobiltät wird nicht abnehmen, wie sich das manche vorstellen mit Autoverzicht im Gegenteil sie wird zunehmen und mit dieser Autogeneration wird dies auch möglich werden durch preiswertes individuelles reisen. Beim einen tropft nur Wasser aus dem Auspuff und das andere wird wartungsfrei und abgasfrei und sicherer die Menschen ans Ziel bringen. Vielleicht sogar beim Zeitungslesen. Beim Einparken am Zielort melder dann das Navi „sie haben ihr Ziel erreicht“, falls sie dabei eingeschlafen sein sollten. Das nenne ich Fortschritt. Dann hört hoffentlich auch die Jagd auf den Autobahnen auf bei der nur mit äusserster Konzentration die Zeitersparnis möglich ist.
Name ist egal meint
@Mike
Ich verstehe den Kommentar nicht.
Wenn ein Hersteller nahe dran ist in Europa Emissionsziele einzuhalten, dann ist es Toyota.