Bis zum Jahr 2020 sollen eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Das klingt heute vielleicht noch etwas utopisch, aber rechnet man die aktuellen Wachstumszahlen konsequent weiter, dann wären in diesem Schlüsseljahr sogar knapp zwei Millionen Stromer zugelassen. Noch sind sich jedoch viele potentielle Käufer unsicher und haben Vorbehalte gegen Elektromobilität – und immer wieder tauchen die gleichen Fragen auf. Zum Start des Elektroauto-Jahres 2014 beantworten wir daher die elf wichtigsten Fragen rund um Stromer und Co:
Wer zum ersten Mal in einem Elektroauto beschleunigt, wird diesen Moment nicht so schnell vergessen: Denn einem Stromer steht das volle Drehmoment vom Start weg zur Verfügung, das Gefühl der Beschleunigung wird gern beschrieben, als würde das Fahrzeug per unsichtbarem Gummiband die Straße entlanggezogen werden. Selbst kleinere Elektroautos können sofort die maximale Power ihres Motors nutzen und an der Ampel einigen Sportlern davonziehen.
Die im Vergleich zum Verbrenner geringere Reichweite eines Elektroautos ist – neben dem höheren Anschaffungspreis – derzeitiger Hauptkritikpunkt an Elektromobilität. Die meisten aktuellen Modelle (hier in unserer Modell-Übersicht zu finden) schaffen momentan zwischen 150 und 200 Kilometer mit einer Vollladung – mehr als genug für die große Mehrheit der im Alltag anfallenden Fahrten. Denn diverse Studien belegen: Etwa 95 Prozent der gefahrenen Strecken sind kürzer als 50 Kilometer, der Durchschnitt aller mit dem Auto zurückgelegten Wege beträgt gerade einmal 15 Kilometer.
Zum Problem wird die geringe Reichweite also erst auf längeren Dienstreisen oder Urlaubsfahrten. Für Gelegenheitsfahrer und auch den klassischen Berufspendler, der jeden Tag die selbe Strecke fährt, wäre ein Elektroauto also auf jeden Fall schon heute eine Alternative.
Um möglichen Kunden die Angst vor dem Liegenbleiben zu nehmen, setzen einige Hersteller auf Modelle mit Range-Extender – einem Verbrennungsmotor als Reichweitenverlängerer. Meist haben diese Hilfsmotoren nur knapp einen bis eineinhalb Liter Hubraum und keine Verbindung zum Antriebsstrang. Der Range-Extender arbeitet also vornehmlich als Generator und schaltet sich bei niedrigem Akkustand vor die Batterie, um während der Fahrt für elektrischen Nachschub zu sorgen. Eine Ausnahme ist der Opel Ampera, bei dem der Range-Extender bei hoher Leistungsanforderung, etwa an einem Berg, auch direkt auf die Räder wirken kann.
Neben der Steckdose oder der Wallbox in der heimischen Garage, wo der Ladevorgang mit knapp vier Kilowatt Leistung zwischen vier und zehn Stunden dauert, sind Schnellladestationen eine Alternative. Mit bis zu 50 Kilowatt Ladeleistung dauert es nur knapp eine halbe Stunde, bis die Batterie eines Elektroautos zu 80 Prozent geladen ist. Danach stoppt der Ladevorgang automatisch, da das Schnellladen den Akku sonst zu sehr beansprucht. Tesla hat sich für seine Kunden etwas besonderes einfallen lassen: Der Elektroauto-Hersteller installiert entlang der Autobahnen Supercharger, die selbst die bis zu 85 kW großen Akkus der Elektrolimousine Model S in knapp 40 Minuten auf 80 Prozent ihres Fassungsvermögens laden.
Induktives Laden ist drahtlose Energieübertragung – vom Prinzip her ähnlich einem Induktionsherd – und soll in Zukunft ein überaus komfortables Aufladen von Elektroautos ermöglichen. Die Energie wird dabei kabellos per Magnetspulen im Straßen- oder Garagenbelag auf einen Empfänger im Fahrzeug übertragen, der die Batterie auflädt. Dieses Verfahren ist platzsparend, verschleißfrei und sicher vor Vandalismus. Einige Hersteller wie Volvo forschen an der Technik, doch marktreif ist das System bislang noch nicht.
Leider gibt es momentan noch keine Langzeiterfahrungen mit den Hochvoltspeichern. Trotzdem dehnt Nissan die Garantieleistung auf den Akku des LEAF aus: Für fünf Jahre garantieren die Japaner eine Gesamtkapazität von mindestens 75 Prozent. BMW verspricht für den i3 Ersatz, sollte der Akku innerhalb von acht Jahren oder nach weniger als 100.000 Kilometer verschleißen. Tesla bietet für das Model S ebenfalls acht Jahre Garantie, allerdings bei bis zu 200.000 Kilometern für das 60-kWh-Modell und unbegrenzten Kilometern für das 85-kWh-Modell. Während Tesla offiziell keine genaue Gesamtkapazität für seine Batterien nach mehreren Jahren Nutzung garantiert, hat Unternehmensgründer Elon Musk wiederholt erklärt, dass die Kundenzufriedenheit für den kalifornischen Elektroautohersteller das wichtigste ist. Auf Anfrage stellt der Tesla-Kundenservice daher in der Regel knapp 75 Prozent Gesamtkapazität nach acht Jahren Nutzung für seine Batterien in Aussicht – bei gravierenden Abweichungen soll auf Kulanz für Ersatz gesorgt werden.
Wie sich häufiges Nachladen und Schnellladen tatsächlich langfristig auf Kapazität, Reichweite und Fahrleistungen auswirken, bleibt also abzuwarten. Renault wählt daher eine andere Strategie, die dem Kunden entgegenkommt: Der Hersteller will Erfahrungen über das Ladeverhalten gewinnen, weshalb die Batterien der Franzosenstromer wie dem ZOE verleast und bei Bedarf kostenlos getauscht werden.
Rekuperation ist der Fachbegriff für die Rückgewinnung von Energie, die etwa beim Bremsen und Verzögern freigesetzt wird. Bei der Rekuperation wird ein Teil dieser Energie in Strom umgewandelt und dem Akku zugeführt, was unmittelbar zur Erhöhung der Reichweite beiträgt.
Angenehmer Nebeneffekt: Viele Elektroautos kann man dank Rekuperation nahezu „einpedalig“ fahren, da beim Nachlassen der Beschleunigung mittels Gaspedal das Fahrzeug automatisch fühlbar abbremst. Nach kürzer Eingewöhnungszeit möchte man diesen Effekt nicht mehr missen und fährt im Alltagsverkehr deutlich entspannter und komfortabler.
Entscheidend für den tatsächlichen Beitrag zum Umweltschutz sowie eine niedrige CO2-Bilanz von Elektroautos ist die Herkunft des zum Aufladen genutzten Stroms. Stammt dieser aus dem in Deutschland üblichen Drittelmix, so kommt er auch aus konventionellen Kraftwerken und Atomkraftwerken. Somit gerät das Elektroauto zur Mogelpackung, da die Treibhaus-Bilanz dann nur geringfügig besser ausfällt, als die eines konventionellen Autos. Nur wenn der Strom aus regenerativen Energien wie Wind-, Wasser- oder Sonnenkraft stammt, ist das Elektroauto wirklich sauber und nicht nur „lokal“ emissionsfrei.
Im Hybridauto ist ein Verbrennungsmotor mit einem Elektromotor kombiniert, wobei der Benziner oder Diesel die Hauptarbeit übernimmt. Doch Hybrid ist nicht gleich Hybrid: Ein Voll-Hybrid schafft es, kleinere Strecken auch rein elektrisch zurückzulegen. Ein Mild-Hybrid hat zwar ebenfalls zwei Antriebe, allerdings kann der Elektromotor das Auto nicht selbstständig bewegen. Er nimmt dem Verbrenner lediglich Arbeit ab und senkt so dessen Verbrauch. Zudem steht so in bestimmten Fahrsituationen zusätzliche Leistung zur Verfügung.
Eine Mischform aus Elektroauto und Hybrid stellt der Plug-in-Hybrid dar. Er hat im Vergleich zu Hybrid-Konzepten meist eine größere Batterie, die zusätzlich extern über das Stromnetz geladen werden kann. Plug-in-Hybride sind in der Regel sparsamer im Benzinverbrauch und schaffen deutlich mehr rein elektrische Kilometer als herkömmliche Hybridautos.
Nein, sind sich Experten von ADAC und der US-amerikanischen Behörde NHTSA einig. Die Automobilclubs haben in den vergangenen Jahren diverse Elektroautos Crashtests unterzogen. Das Ergebnis: Bei der Sicherheit stehen sie Fahrzeugen mit Benzin- oder Dieselantrieb in nichts nach. Das Tesla Model S erreichte bei den Tests der NHTSA gar die beste Note überhaupt.
Auch den strengen Euro-Crash-Test NCAP bestanden Elektro- und Hybridautos durchweg mit Bravour. Trotzdem sind Verbraucher verunsichert, seitdem binnen weniger Wochen gleich drei Tesla Model S nach teilweise schweren Crashs in Flammen aufgingen. Das lawinenartige Medienfeedback allerdings verzerrte die Wirklichkeit, denn Autos mit Verbrennungsmotor brennen weitaus häufiger als man denkt.
Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es in keinem Fahrzeug, und ein Elektroauto ist nicht gefährlicher als ein herkömmliches Auto. Eher im Gegenteil: Benziner und Diesel brennen etwa fünf Mal so häufig ab, wie Elektroautos.
Wem ein Elektroauto in der Anschaffung noch zu teuer ist, der sollte ein Auto mit Auto- oder Erdgas in Betracht ziehen. Autogas, auch als LPG (Liquefied Petroleum Gas) bekannt, ist deutlich günstiger als Benzin und Diesel: Der Liter kostet aktuell etwa 80 Cent. Auch herkömmliche Benziner können nachträglich auf Betrieb mit Autogas umgerüstet werden. Die zweite Variante ist Erdgas, das nicht wie Autogas aus Propangas, sondern aus Methan besteht, und als CNG bekannt ist – Compressed Natural Gas. Bis 2018 ist der Treibstoff, der aktuell zu knapp einem Euro je Liter erhältlich ist, steuerermäßigt.
Al Hokleer meint
RE Tesla setzt noch einen drauf und bietet für das Model S ebenfalls acht Jahre Garantie, allerdings bei bis zu 200.000 Kilometern für das 60-kWh-Modell und unbegrenzten Kilometern für das 85-kWh-Modell.
Tesla Garantie ist nur gegen Fabrikationsfehler.
Restkapazitaet ist im Gegensatz zu den Konkurrenten nicht garantiert.
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis! Tesla hat bisher keine offiziellen Angaben zur garantierten Batteriekapazität nach mehreren Jahren Nutzung gemacht. Bei Anfragen beim Kundenservice (nachzulesen u.a. im offiziellen Tesla-Forum) werden jedoch in der Regel knapp 75 Prozent Batteriekapazität nach acht Jahren Nutzung in Aussicht gestellt. Zudem soll auf Kulanz für Abhilfe gesorgt werden, falls eine gravierende Abweichung bzw. Verschlechterung dieser Werte vorliegt.
Wir haben den Text aktualisiert, damit diese Information deutlicher wird.
VG
ecomento.de