Das an der Technischen Universität München für Afrika ersonnene aCar ist als robuster und flexibler, in lokaler Produktion möglichst kosteneffizient herstellbarer Elektro-Transporter konzipiert. Zum Vertrieb des Fahrzeugs wurde 2017 das Startup EVUM Motors ausgegründet. In einem Interview mit der WirtschaftsWoche sprach Mitgründer Sascha Koberstaedt über den aktuellen Stand des Projekts.
EVUM Motors erhielt in diesem Jahr von Investoren 12 Millionen Euro für den Serienanlauf des aCar. Gefertigt wird das Fahrzeug anders als ursprünglich geplant zuerst in und für Deutschland. Im nächsten Schritt soll innerhalb Europa expandiert werden. Der Coronavirus sorgt dabei für Verzögerungen.
Eigentlich sollte das aCar ab Anfang 2020 in Serie produziert werden, nun wird es erst im vierten Quartal so weit sein. Die durch die Pandemie ausgelöste Krise habe auch bei EVUM Motors „einiges durcheinandergebracht“: Das Unternehmen sei wie der Rest der Branche von einer Absatzflaute betroffen und spüre die Auswirkungen des Coronavirus deutlich, sagte Koberstaedt. Das generelle Interesse an einem bezahlbaren und elektrischen Nutzfahrzeug im Pick-up-Format sei aber nach wie vor da. Viele Unternehmen würden nun vorbestellen, auch wegen der im Juni auf bis zu 9000 Euro erhöhten deutschen Elektroauto-Kaufprämie „Umweltbonus“.

Statt möglichst schnell die Serienproduktion zu starten, nutze man die Verzögerung für Qualitätsverbesserungen. Der Lockdown wegen des Virus habe diese Entscheidung leicht gemacht, zumal es bei vielen Zulieferern Engpässe gegeben habe. Außerdem habe sich der Abschluss der Finanzierungsrunde verzögert. Auf den ursprünglichen Plan angesprochen, das aCar in Afrika zu bauen und zu vertreiben, räumte Koberstaedt ein: „Wir sind zugegebenermaßen vielleicht etwas zu naiv an die Sache herangegangen.“ Ein Prototyp lasse sich relativ rasch realisieren, die eigentliche Hürde sei der Aufbau einer Produktion im industriellen Maßstab. Man habe schnell gemerkt, dass man das als Münchner Unternehmen nicht sofort im Ausland stemmen kann – man müsse einen Schritt nach dem anderen gehen.
Als größtes Problem auf dem Weg zur Serienreife des aCar nannte Koberstaedt das Finden der passenden Zulieferer für alle Teile. Als Startup werde man aufgrund der kleinen Stückzahlen teilweise gar nicht angehört. EVUM Motors habe aber durch das Netzwerk der TU München und seiner Investoren wichtige Kontakte herstellen können. Gefertigt wird das aCar im niederbayerischen Bayerbach. Bei dem Standort handelt es sich um ein altes Gelände eines Autozulieferers, man musste bei der Produktionsstraße daher nicht bei null anfangen. 2021 sollen in Bayerbach 500 Einheiten des aCar entstehen, mittelfristig dann 2500 Fahrzeuge pro Jahr. Man gehe bewusst behutsamer vor und strebe „ein vielleicht langsameres, aber gesundes Wachstum“ an.
„Überraschend hohe Nachfrage“ aus Europa
Obwohl das aCar als günstiges, simples Elektrofahrzeug für afrikanische Länder entwickelt wurde, gebe es aus Europa eine „überraschend hohe Nachfrage“, sagte Koberstaedt. Die Technik erlaubt bis zu 200 Kilometer Reichweite und eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h, es lassen sich zudem Aufbauten für diverse Einsatzzwecke umsetzen. Das überzeugt nach Angaben des Unternehmens vor allem agrar- und forstwirtschaftliche Betriebe, die geländetaugliche Fahrzeuge suchen. Aber auch Unternehmen, die Transporter für die Logistik innerhalb ihrer Werksgelände brauchen.
Eine dritte Zielgruppe für EVUM Motors seien kommunale Firmen, für die das aCar beispielsweise in der Landschaftspflege interessant ist. „Insgesamt sehen wir in unserer Nische langfristig ein Potenzial von 40.000 bis 50.000 Fahrzeugen“, so Koberstaedt. Angepasst habe man das aCar für die europäischen Kunden nicht. Das Konzept sei gleichgeblieben: „Ein Fahrzeug ohne Schnickschnack, das einfach reparierbar und robust ist.“ Allerdings werde in der Europa-Version eine Heizung verbaut.
Als weiteres Ziel neben dem Produktionsstart nannte Koberstaedt den Aufbau eines Händlernetzes, um den bisherigen Onlineshop zu ergänzen. Außerdem werde der Vertrieb hochgefahren. Mittelfristig wolle man auch geografisch expandieren. Die Idee, in Afrika lokal eine Produktion aufzubauen, gebe es weiter. Auf lange Sicht kann sich EVUM Motors eine Erweiterung der Produktpalette vorstellen – Ideen dazu gebe es viele.
Peter W meint
Viele Gemeinden nutzen solche Kleinlaster. Da sollte doch ein Markt dafür da sein.
Swissli meint
Der Preis ist schon sportlich.
Wenn die ersten E-Pick up auf den Markt kommen, werden Gemeinden eher dort zugreifen – mit der kleinsten Batterieoption.
Nostradamus meint
Evum Motors hat ein einfaches, robustes, nützliches und vor allem sympathisches Arbeitsfahrzeug mit Spielzeugcharme geschaffen! Bravo! Wenn dieses Team so bodenständig bleibt und die Fahrzeugfamilie nach den gleichen Grundsätzen erweitert, stehen sie vor einem großen Markterfolg. So viel gesunder Menschenverstand ist eine große Seltenheit bei Startups. Ich würde gerne diesem Team beitreten. Die Preise ab 43.000 bis 46.000 sind für ein solches Fahrzeug zu hoch, was ein Hindernis für den Marktdurchbruch sein könnte.
Andreas meint
Endlich mal ein tatsächlich vernünftiges Auto.
alupo meint
Auch hier gibt es Befarf für leise und nicht stinkende Fahrzeuge.
Sehr gut auch für die Arbeiter.