BMW-Vorstandschef Oliver Zipse hat kürzlich erklärt, trotz steigender Nachfrage nach Elektroautos flexibel bleiben zu wollen. Die Bayern setzen dazu auf Fahrzeugarchitekturen, die mehrere Antriebsarten erlauben und auf denselben Fertigungslinien produziert werden können. Eine eigenständige Elektroauto-Plattform hatte BMW vorerst ausgeschlossen, nun gibt es aber offenbar einen Strategieschwenk.
Zipse stellte Anfang November einen Zwischenbericht zur Geschäftsentwicklung in diesem Jahr vor. Darin erwähnte er erstmals Pläne für eine neue Fahrzeugarchitektur: „Unsere neue Cluster-Architektur ist auf elektrische Antriebe ausgerichtet. Dieser Bereich berichtet direkt an mich. Er ist mit allen Ressorts organisatorisch vernetzt – Märkte, Finanzen, Beschaffung, Entwicklung, Produktion und Vertrieb. Das gibt uns mehr Durchgriff und macht uns viel schneller – auch in der Zusammenarbeit mit Partnern“, so der BMW-Chef.
Ziel sei es, mit der neuen Architektur „ein Gesamtoptimum zu schaffen“. Das Werk des Autokonzerns in Ungarn spiele dabei eine Schlüsselrolle: Dort laufe ab Mitte dieses Jahrzehnts die neue „BEV-zentrierte Architektur“ an. BEV steht für „Battery Electric Vehicle“, also nur mit Batterie betriebene Elektroautos. BMW hat mit dem i3 aktuell einen reinen Stromer im Angebot, ab diesem Jahr folgen weitere Elektroautos. Hinzu kommen diverse Plug-in-Hybride mit mehreren Kilometern Elektro-Reichweite.
Anders als beim i3 setzt BMW bei in den nächsten Jahren auf den Markt kommenden Elektroautos auf Fahrzeugarchitekturen für mehrere Antriebsarten. Ende 2020 startet die Batterie-Version des SUV X3, 2021 folgen das Gran Coupé i4 und der Technologieträger iNext. Angekündigt wurden zudem vollelektrische Versionen der Limousinen 5er und 7er sowie des Kompakt-SUV X1, die im jeweils nachgefragten Mix auf einem Band mit klassischen Verbrennern und Hybriden produziert werden. Damit erlaube man den Kunden die Wahl und bleibe für die weitere Entwicklung der Nachfrage flexibel, argumentierte BMW bisher.
Betriebsrat macht Druck
Mittel- bis langfristig sehen die Bayern laut Zipses jüngsten Äußerungen Bedarf an einer speziellen E-Auto-Plattform. Wie sich diese in die bisherige Produktionsplanung mit Fertigungsstraßen für mehrere Antriebsarten eingliedern wird, bleibt abzuwarten. Vor allem der BMW-Betriebsrat hatte sich zuletzt für eine Elektroauto-Architektur starkgemacht. „Nur mit einer eigenen E-Architektur können wir die Vorteile eines Elektrofahrzeugs voll ausschöpfen“, sagte Betriebsratschef Manfred Schoch im Sommer. Eine E-Auto-Plattform wäre für BMW „dringend erforderlich, um von Wettbewerbern aus Kalifornien oder China nicht überholt zu werden“.
Noch unklar ist, ob es ich bei der von Zipse jetzt angekündigten Architektur um eine nur für Elektroautos konzipierte technologische Plattform handelt. Diesen Weg gehen neben diversen Startups auch Volkswagen oder Mercedes-Benz. Andere etablierte Konzerne wie etwa PSA (Citroën, DS, Peugeot, Opel) setzen dagegen vergleichbar zu BMW heute auf geteilte Plattformen. Denkbar ist, dass BMW seine neue Architektur vorrangig für Elektroautos auslegt, jedoch den Einsatz von zusätzlicher Verbrenner-Technik ermöglicht.
Insgesamt erwartet Zipse ein weiter steigendes Interesse an Voll-Stromern. „Wir rechnen damit, dass ab 2025 die Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen weiter deutlich ansteigen wird. Genau dann – Stichwort Timing – zünden wir Phase III unserer Transformation“, sagte er. „Neben der Elektrifizierung stehen hier die digitale Vernetzung und die Volumenfähigkeit im Vordergrund. In zehn Jahren wollen wir mehr als sieben Millionen elektrifizierte Fahrzeuge der BMW Group auf der Straße haben – davon zwei Drittel vollelektrisch. Auf diese Größenordnung richten wir das Unternehmen schon jetzt strategisch und technologisch aus.“
Für die nächsten Jahre sei man mit den aktuellen Produkten und Technologien „bestens aufgestellt“, betonte Zipse. Das wolle man auch ab Mitte des Jahrzehnts sein, wenn sich die Bedingungen am Markt weiterentwickelt haben. Deswegen erarbeite man derzeit Lösungen für die Zeit nach 2025 und 2030. „In unserer Branche ist das Timing maßgeblich, um die jeweiligen Möglichkeiten voll auszuschöpfen und gleichzeitig gezielt in die Zukunft investieren zu können“, so der BMW-Chef.
Top Secret meint
Erst ab 2025? Da spielt es auch keine Rolle mehr, weil Sie bis dahin weg vom Fenster sind.
Wer jetzt nicht vollgas gibt und investiert kann nicht mehr aufholen. VW hat es als einziger Deutsche verstanden.
Denn bald kommen auch langsam die Chinesen.
Futureman meint
BMW muss dann ab 2025 nur Fahrer überzeugen, wieder auf BMW umzusteigen. Denn bis dahin haben viele, die ansonsten soviel Geld in die Hand nehmen, um einen BMW zu kaufen ein vollelektrisches Modell von einem anderen Hersteller gekauft…
Gerry meint
Ich schätze das ist vor allem ein Marketing-Gag. Um nicht ganz so dumm dazustehen.
Ja umdenken ist halt schwierig…
leotronik meint
Kalte Füsse bekommen.
Flo meint
Exakt !
Swissli meint
Anlauf Mitte des Jahrzehnts, also 2025! Good luck
caber meint
Zu Spät und immer noch halbherzig. Auf der neuen „Platform“ sollen auch Verbrenner gebaut werden.
Christian meint
BEV-zentrierte Architektur heißt für mich eindeutig eine Mischplattform wie Daimler’s MMA.
Sonst hätte er BEV-Architektur gesagt.
ID.alist meint
So was haben die jetzt schon, wäre dann keine Nachricht wert.
Andreas_Nün meint
BMW produziert in dem Bereich laufend Nachrichten, die keine Nachricht wert sind.
Torsten meint
Also der i4 ist jede Nachricht wert. Für mich ist der die Neuerscheinung in 2021 auf die ich am meisten gespannt bin.
Andreas_Nün meint
@Torsten, es geht aber nicht um den i4, sondern um eine neue Plattform, die nichts mit dem i4 zu tun hat.
Und tatsächlich wieder eine BEV-Verbrenner Plattform ist.
Und ja, der i4 wird sehr interessant, da lese ich die Nachrichten auch gerne.
Andreas_Nün meint
„So was haben die jetzt schon, wäre dann keine Nachricht wert.“
Tja, BMW hat bestätigt, dass es erneut eine Mischplattform ist.
caber meint
Die Automobilwoche schreibt:
„Die neue Plattform – Zipse spricht lieber von einer „Architektur“ – werde aber nicht außschließlich für E-Autos entwickelt. Auch Verbrenner will Zipse weiter auf derselben Plattform bauen.“