Nach Volkswagen könnte mit Ford bald ein weiterer etablierter Hersteller die Batteriezellen für seine Elektroautos selbst produzieren. Der Rest der Branche setzt trotz der zentralen Bedeutung von Akkus auf Produkte von den in diesem Bereich derzeit führenden Zulieferern aus Asien – das gilt vorerst auch weiter für die BMW Group.
BMW verkauft bereits vergleichsweise viele Stromer, allerdings vor allem teilelektrische Modelle. Sieben Jahre nach der Einführung des Kleinwagens i3 bringen die Bayern ab diesem Jahr zusätzliche Elektroautos auf den Markt, auch die Tochter MINI soll künftig verstärkt E-Autos verkaufen. Durch das zunehmende E-Mobilitäts-Portfolio wird der Bedarf an Batteriezellen deutlich steigen, anders als VW und Ford sieht BMW das aber nicht als Grund für den Einstieg in das Geschäft mit Akkus.
BMW konzentriere sich darauf, mit seinen Lieferanten „die Zell-Chemie der Zukunft“ zu definieren, sagte Entwicklungsvorstand Frank Weber im Interview mit Auto Motor und Sport. Das entspreche den Entwicklungsprinzipien des Konzerns und werde etwa auch bei Getrieben so gehandhabt. Der Autobauer wisse genau über die Technik der eingesetzten Bauteile Bescheid und optimiere sie zusammen mit den Zulieferern. „Das macht uns auch wertvoll als Partner in der Industrie. Und das sehen wir bei den Batteriezellen ganz genauso“, so Weber.
Darauf angesprochen, ob die Produktion von Batteriezellen später ein Thema für BMW sein könnte, sagte das Vorstandsmitglied, dass das aus heutiger Sicht nicht geplant sei. Das liege insbesondere daran, dass die Technologie in diesem Bereich noch „im Fluss“ sei. Es wäre daher nicht der richtige Moment, jetzt in die Produktion einzusteigen.
„Den Prozess zu verstehen ist essenziell“
Angesichts der Transformation der Autobranche hin zur Elektromobilität gelten Akkus als Schlüsseltechologie. „Den Prozess zu verstehen, was die beste Zelle ausmacht, ist essenziell“, glaubt BMWs Entwicklungschef. Das Unternehmen betreibe daher auch ein Batteriezell-Kompetenzzentrum und bewerte die gesamte Wertschöpfungskette, also auch den Hochlauf der Fertigung und deren kommerzielle Effekte sowie Qualitätsauswirkungen. Man werde diese Bemühungen noch verstärken, da neben der Chemie die Industrialisierung für die Produktion mindestens genauso wichtig sei.
Es gebe regelmäßig Meldungen über neue Akku-Materialien, die deutlich mehr Elektroauto-Reichweite versprechen, sagte Weber. Für BMW habe aber Priorität, wie man Millionen der besten Zelle automatisiert in perfekter Qualität von einer Fertigungsstraße laufen lassen kann. Deshalb produziere man künftig auch am Standort München seriennah Prototypen-Zellen, um mit den Lieferanten „komplett auf Augenhöhe“ sprechen zu können. Die aus den einzelnen Akkus zusammengefügten Batteriemodule montiere man ohnehin intern.
Bei den Motoren für Elektroautos vertraut BMW anders als bei Batteriezellen nicht auf die Kompetenz von Lieferanten: „Ganz klar: Die entwickeln wir selbst und bauen sie selbst in Dingolfing. Wir entwickeln übrigens auch die Leistungselektronik inhouse“, unterstrich Weber. Kombiniert ergeben die Komponenten BMWs neue, fünfte E-Antriebs-Generation. Das erste Elektroauto damit ist das Ende dieses Jahres startende SUV BMW iX3, im nächsten Jahr folgen das Gran Coupé i4 und der Technologieträger iX – und anschließend diverse weitere Voll-Stromer der Marken BMW und MINI.
andi_nün meint
Puh, der gute alte richtige Moment. Schwierig, irgendwann muss man eben anfangen.
Gerhard meint
Aber nicht alle. Sie werden auch von Panasonic gebaut.
Peter W meint
Das ist vollkommen egal. Tesla hat aber zusammen mit Panasonic Fabriken exklusiv für Tesla gebaut. In diesen Produktionsstätten werden die Anzahl Zellen gebaut die Tesla braucht, und kein anderer Autohersteller kann Tesla die Zellen streitig machen.
Das Wichtige dabei ist, dass die Produktion gesichert ist, und dass der Autohersteller bei wichtigen Entscheidungen mitredet.
Deutsche Hersteller können derzeit nur das kaufen was ihnen angeboten wird, und haben ansonsten wenig Einfluss.
150kW meint
„Tesla hat aber zusammen mit Panasonic Fabriken exklusiv für Tesla gebaut. “
Laut Aussage Audi hat LG die Fabrik in Polen extra für den e-tron gebaut.
„In diesen Produktionsstätten werden die Anzahl Zellen gebaut die Tesla braucht,“
Musk hat sich durchaus schon mal beschwert das Panasonic nicht die Anzahl liefert die gebraucht wird.
„und kein anderer Autohersteller kann Tesla die Zellen streitig machen.“
Wir reden hier nicht von einer Wurst-Theke, Zellen werden Jahre im voraus bestellt. Und nicht irgendwas, sondern EXAKT eine bestimmte Zelle mit vertraglich festgelegten Daten. Der Hersteller müsste also erst mal die Möglichkeit haben einen Kunden zu finden der auch genau diese Zelle einsetzt. Und natürlich könnte auch Panasonic Vertragsbrüchig werden und die Zellen anderen verkaufen.
„Deutsche Hersteller können derzeit nur das kaufen was ihnen angeboten wird, und haben ansonsten wenig Einfluss.“
Glaubst du, ja.
kritGeist meint
„Laut Aussage Audi hat LG die Fabrik in Polen extra für den e-tron gebaut“, dann lügt Audi, wäre nichts neues ;-P , LG Chem baut einer der größten Fabriken für den kompletten europ. Markt und für verschiedene Hersteller. Das wäre auch nicht wirtschaftlich ein Zuliefer nur für Audi zu sein – Man sieht ja was mit den abhängigen Zulieferern hier in Europa gerade passiert. Auch Musk erwähnte irgendwo, dass sie auch aus der Fabrik (zukünftig) beliefert werden. Das wäre auch einer der weiteren Gründe wieso sich Tesla für den näheren Standort entschieden hat und durch die günstigere Herstellung und Arbeitskosten in PL, können sie weiter die Kosten & Preise drücken. Deswegen bauen auch Opel, Daimler dort Verbrenner oder haben Zulieferer.
Steven B. meint
ja klar, und du glaubst auch noch an den osterhasen und weihnachtsmann. wenn ich heute etwas bestelle, in grossen mengen, so kann ich schon bestimmen, wie das ganze aussehen soll, wie das ganze verbaut wird, welche Technik und und und… also bitte, niemand kauft/bestellt etwas fixfertigkonfektioniertes von der stange, wenn es sich dabei nicht um ein endprodukt handelt! BMW und all die anderen ohne eigene fertigung bauen quasi ihr fahrzeug um den akku drumherum, deswegen bauen sie auch alles auf verbrenner und elektro basis auf. wo jeder meint, die plattform muss einzig für elektrofahrzeuge entwickelt sein – hier passen schon eher fixfertige pakete rein!
Michael S. meint
Hm, und bei den Motoren und der Leistungselektronik ist die Entwicklung wohl nicht „im Fluss“? Das Argument ist schon ziemlich Banane…
OpaTesla meint
Denke, bei BMW sind die „richtigen Momente“ gerade ausverkauft.
Peter W meint
Nun, dass BMW als kleiner Hersteller keine Akkuzellen fertigen will ist verständlich. Man will sich ja ohnehin, wie auch Mercedes, auf Luxusautos konzentrieren, und Fahrzeuge, die in großen Stückzahlen gebaut werden sollen, lässt man in China herstellen.
Das passt dann schon.
Es ist auch richtig, dass man was davon verstehen muss, das ist essenziell! Und dass die Akkuentwicklung noch „im Fluss“ ist, ist auch richtig. Aber wenn etwas nicht mehr „im Fluss“ ist, wie zum Beispiel der Verbrennungsmotor, ist die Zeit gekommen wo was neues angepackt werden muss. Man kann natürlich auch das herstellen was fertig entwickelt, und kaum noch verbesserungsfähig ist. Da hat man dann seine Ruhe und kann gemütlich arbeiten, fragt sich nur wie lange …
Wer hier Sarkasmus findet, liegt nicht falsch …
Olli meint
Auch Tesla baut keine eigenen Batteriezellen…
Markus meint
Und ob Tesla eigene Zellen baut!
Einfach mal nach „eigene zellen battery day“ googlen…
Olli meint
In Zukunft vielleicht lieber Teslajünger
Gerhard meint
Aber nicht alle.
alupo meint
Doch, schon seit einigen Monaten baut Tesla Akkuzellen in Freemont.
Und dabei zu allem Überfluss sogar sehr kostengünstige Zellen.
Die beim Battery Day in Teilen genannten Änderungen zu der bisher typischen Fertigung wie z.B das tabless design hat Tedla sicher schon von Anfang an in ihrer Produktion in Fremont umgesetzt. Das hilft dabei, den Innenwiderstand zu senken und somit den Wirkungsgrad noch weiter zu verbessern, die Schnellladefähigkeit zu erhöhen und sehr bedeutsam, ihre Kostenführerschaft nochmal weiter zu verbessern.
Denn welcher BEV Hersteller macht mit BEVs Gewinn obwohl er viele Millionen für die Boni des CEO zurückstellen muss?
Es gibt vieles was zu den neuen Teslazellen schon bekannt ist und was man dazu schreiben könnte. Aber es hilft, sich zumindest einige Videos von dem Ingenieur Sandy Munro anzusehen. Aber dazu bedarf es eines gewissen technischen Verständnises, incl. einiger Englischkenntnisse. Dann baut man sein Aktiendepot um, sofern man das noch nicht schon letztes Jahr gemacht hat. Aber so trennt sich die Spreu vom Weizen…
PS: nach ihrem vollständigen ramp up ist Teslas erste Zellfertigung auf Platz 13 der Weltrangliste. Klar die GF 1 ist auf Platz eins und schreibt ebenfalls Gewinne, auch bei Panasonic.
kritGeist meint
Sicherlich ist auch ein Hintergedanke dabei, Geld für den Aufbau zu sparen und sich dann an anderen dt./europ. Zellenherstellern zu beteiligen. Das machen sie ja auch beim Ionity – Netzwerk & beim Wasserstoff-Konsortium. Das bisher eigesetzte Geld u.a. für den verkappten selbsternannten E-Wagen i8 ist ja auch schon weg ;-)