Volkswagen bietet die ersten Modelle auf dem neuen Elektroauto-Baukasten MEB, den ID.3 und den ID.4, ab Werk bilanziell CO2-neutral an. Für dieses Umweltversprechen setzt der Autobauer an mehreren Stellen an, zu zentralen Maßnahmenpaketen in Deutschland sowie am Standort China haben die Wolfsburger nun weitere Details verraten.
Um den Batterie-Transport für den ID.3 und den ID.4 umweltfreundlicher und effizienter abzuwickeln, hat Volkswagen Ende November im Werk Zwickau den letzten Teil einer „grünen Logistikkette“ von Polen über Braunschweig an den sächsischen Standort in Betrieb genommen. Es handelt sich um eine Anlage, die Batteriesysteme automatisiert von den ankommenden Zügen ablädt. Der CO2-Ausstoß soll damit um rund 11.000 Tonnen jährlich im Vergleich zum Transport per Lkw sinken.
„Mit dieser grünen und effizienten Logistikkette leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Emissionen des Konzerns und zur bilanziell klimaneutralen Auslieferung des Volkswagen ID.3 und ID.4“, so Thomas Zernechel, Leiter Volkswagen Konzernlogistik. Volkswagen positioniert Zwickau im Konzern als europäisches Kompetenzzentrum für Elektromobilität. Der umweltfreundliche Transport der Batterien sei ein weiteres wichtiges Puzzleteil auf dem Weg zur emissionsfreien Fabrik im Rahmen der markenübergreifenden Nachhaltigkeitsstrategie „goTOzero“, heißt es. Seit 2017 sei der CO2-Ausstoß am Standort Zwickau um 60 Prozent gesenkt worden.
Um die E-Auto-Batterien möglichst umweltschonend nach Zwickau zu bringen, werden die Zellmodule per Bahn beim Lieferanten im polnischen Wrocław abgeholt und zunächst in das Braunschweiger Werk des konzerneigenen Zulieferers Volkswagen Group Components gebracht. Beim Zugtransport mit DB Cargo kommt Unternehmensangaben nach in Deutschland exklusiv Ökostrom zum Einsatz. In Braunschweig werden die Zellen vollautomatisch entladen und zu Batteriesystemen montiert. Diese werden ebenfalls automatisch auf den Waggon aufgeladen und wiederum per Schiene nach Zwickau transportiert. Auch dabei kommt Strom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz. Für die letzte Meile zwischen der Be- und Entladestation Harvesse und der Braunschweiger Werkshalle werden die Transportbehälter auf E-Lkw umgeladen, da in Braunschweig der Gleisanschluss noch nicht direkt an die Montagestelle führt.
Der hohe Automatisierungsgrad ist laut Volkswagen eine wichtige Voraussetzung für die effiziente Batteriemontage an deutschen Standorten. Herzstücke der Anlagen in Braunschweig seien die Ladewagen und in Zwickau die Ladelifte mit jeweils einem Eigengewicht von rund 25 Tonnen. Sie fahren auf eigenen Schienen entlang des Zuges und heben die Spezialbehälter mit Batteriemodulen beziehungsweise Batteriesystemen automatisch aus oder in die Waggons. Das Be- oder Entladen eines Zuges dauert rund fünf Stunden.
Umweltschonende MEB-Produktion in China
Bei der weltweiten E-Mobilitäts-Offensive von Volkswagen spielt China als weltgrößter Automarkt eine besondere Rolle. Auch dort treibt der Konzern eine umweltschonende Produktion seiner MEB-Stromer voran. Anfang November wurden mit dem ID.4 Crozz von FAW-Volkswagen und dem ID.4 X von Saic Volkswagen die beiden ersten China-spezifischen Modelle der ID.-Familie vorgestellt. Marktstart ist Anfang 2021. Mittlerweile hat die Produktion der beiden Modelle in den MEB-Werken Foshan und Anting begonnen.
Das Werk in Anting ist das weltweit erste neu gebaute MEB-Werk von Volkswagen, das ausschließlich auf die Herstellung von rein elektrischen Fahrzeugen ausgerichtet ist. Das Werk in Foshan wurde auf dem Gelände der ursprünglichen Produktionsanlage umgestaltet. Dort können künftig sowohl konventionelle Modelle mit Verbrennungsmotor auf der Grundlage der MQB-Plattform als auch rein elektrische MEB-Modelle auf einer Produktionslinie gebaut werden. Das flexible Setup ermögliche die gleichzeitige Produktion von sechs bis acht MEB-Modellen, berichtet Volkswagen.
Beide Projekte in China wurden im zweiten Halbjahr 2018 begonnen und innerhalb von zwei Jahren zur Serienproduktion gebracht. Im Werk Anting wurden Volkswagen zufolge zahlreiche energiesparende und umweltfreundliche Maßnahmen umgesetzt, darunter eine Solaranlage, verbesserte Wärmetauschersysteme, intelligente Lichtsteuerung und Abfallmanagement sowie Regenwasserrecycling. Dadurch habe man Energieverbrauch, Wasserverbrauch, Kohlendioxidabfälle, flüchtige organische Verbindungen und allgemeinen Abfall im Vergleich zu ähnlichen Fahrzeugwerken um jeweils 20 Prozent reduziert.
In Foshan würden alle MEB-Fahrzeuge mit Ökostrom produziert, wodurch der Produktionsprozess CO2-neutral wird, erklärt Volkswagen. Darüber hinaus sei eine 200.000 Quadratmeter große Solaranlage installiert worden, die eine Spitzenleistung von 8,2 Megawatt und eine Gesamtleistung von 9000 Megawattstunden pro Jahr an erneuerbarer Energie liefert. Dies führe zu einer Einsparung von 7900 Tonnen CO2 pro Jahr. Durch ein Wasserrecycling-System würden zudem 44 Prozent des im Produktionsprozess verwendeten Wassers wiederverwertet.
Duesendaniel meint
Ich freue mich auf unseren ID3. Denke das war eine gute Wahl.
TwizyundZoefahrer meint
Entfernt, da themenfern. Die Redaktion.
Jörg2 meint
Es wird ja u.A. von Zellmodulen geschrieben.
Also ein erheblicher Materialtransport von sonstwoher an den Ort der Montage der Zellmodule um diese dann wieder durch die Welt zu transportieren.
Hier könnte doch über eine (ja eher vollautomatische) Produktion am Einbaustandort nachgedacht werden. Also die Materialströme direkt dorthin und nicht zu einem Zwischenproduzenten in Polen.
Das nicht jeder die M8er-Schraube selbst baut, ist schon klar.
Mir fällt da immer ein altes RGW-Projekt aus den 70igern ein. Osteuropäische Gemeinschaftsproduktion von Mähdreschern. Die Fahrerkabine machte Ungarn (?). Zum Finalproduzenten (DDR) wurden also vormontierte Fahrerkabinen per Zug transportiert. Das waren die teuersten Lufttransporte (nicht im Sinne von „fliegen“ sondern im Sinne von „umbautem leeren Raum“) die man sich vorstellen konnte….
hu.ms meint
In Polen ist kein „zwischenproduzent“ sondern der akkuzellenproduzent LG Chem – also der beginn der kette.
Jörg2 meint
Danke für die Richtigstellung.
Für die Materialströme sind die Klingelschilder aber eher unerheblich.
randomhuman meint
Tja, die Auswüchse der Planwirtschaft. Anstelle bedarfs- und kostengerecht zu produzieren, hat man einfach bestimmt, dass irgendwo etwas produziert werden soll, damit sich die „Brüderstaaten“ gegenseitig vermeintlich unterstützen können. Was kam dabei raus. Unterschiedliche Qualität und je nach Produkt lange Wartezeiten.
Andi EE meint
109 MWh sind es in Grünheide. Heisst der Solarstrom der jetzt hier installiert ist, reicht für Grünheide im 24/7 Betrieb gerade mal für 3 Tage im Jahr. Am dem kann man ermessen welche gewaltigen Energiemengen zur Produktion nötig sind und was an Energie von externen Stromversorgern nötig ist, damit die Geschichte wirklich möglichst CO2-frei betrieben werden kann. Die Versorgung vom Dach kann nur ein kleiner Teil von dem sein, was ein Autohersteller bei der Energiversorgung leisten, respektive an EE einkaufen muss.
Übrigens die 200’000m2 von der VW-Solaranlage sind ein Feld von 500m x 400m, diese Massangeaben sind für mich zumindest simpler zu visualisieren.
Sooderso meint
Laut Meldung in ecomento am 25.11. ist für Grünheide 100 GWh geplant mit Ausbaustufe auf 200 bzw. 250 GWh. D.h. die hier geplante Energiemenge (9 GWh) könnte rechnerisch 1/10 der von Tesla benötigten Jahresenergie bereitstellen , nicht nur 3 Tage im Jahr.
Peter W meint
Wie viele Fabriken braucht VW um ein komplett neu entwickeltes Auto zu bauen? Anstatt sich auf wenige Produktionsstätten zu konzentrieren, wird fast jedes Einzelteil durch halb Europa gekarrt.
eBiker meint
Es ist einfach effektiver Teile die an mehrern Standorten gebraucht werden zentral zu Produzieren. Und genau genommen ist es auch egal, ob nun die Teile durch die Gegend gefahren werden, oder die Rohstoffe.
Herbs meint
Aha, soll auch
– ein Minireifenwerk
– ein Bremsenfertigung
– ein Glasproduzent
– [hier könnte Ihr Bauteil stehen]
…an jedem Fahrzeugwerk in Europa gebaut werden? Oder wo soll aus Ihrer Sicht ein cut gemacht werden? Machen Sie einen Unterschied bei zugekauften Teilen?
Widerspricht aus meiner Sicht sehr dem Konzept der Arbeitsteilung und effizienterem Einsatz von Produktionsmitteln…
Hermann meint
VW importiert also Steinkohle aus Wroclaw nach Deutschland. Und damit die Kohlestaubwolke nicht auffällt, wickelt man um die Transporte ein Schleifchen namens „Grüne Lieferkette“. Herr Diess, ganz tolles Greenwashing !
Reiter meint
Stimmt für eine europäische Lieferkette gilt ausschließlich polnischer Strommix, für Fantasiewasserstoff gilt grünste Patagonien-Sonne die irgendwann, irgendwie, laut Paul Scherer Institut 01/2020, die deutlich CO2 intensivere Fantasie-FCEV Herstellung grün antreibt.
( Kupfer-, Iridium-, Platin- , Seltene Erden- Minen sind bei FCEV natürlich Urlaubsparadiese, getestet durch Arte Reporter)
ID.alist meint
Ich glaube, LG Chem hat sich für Wrocław als Produktionsstandort entschieden und nicht VW, aber alles OK.
hu.ms meint
Bevor man sowas loslässt sollte man sich schlau machen mit welchem strom LG chem die zellen für VW produziert. Da gibts sowas wie suchmaschinen…
ID.alist meint
Trotzdem steht in der VW-Grafik, der Transport mit grünen Strom wird nur innerhalb Deutschland garantiert,d.h. etwas Kohlestrom wird für den Transport doch verbraucht. Aber trotzdem 1000-mal besser als LKWs.
Duesendaniel meint
Erst gegen Tesla, jetzt gegen VW. Hauptsache dagegen.
Jörg2 meint
Wäre es nicht auch sinnvoll, durch mehr Produktionstiefe vor Ort, die Quertransporte zu minimieren?
Zur Zeit scheinen die Sägespänehäufchen unter dem Stuhl von Diess wieder zuzunehmen. Ich hoffe, er kann sich halten und Bremsklötze vom Weg in Richtung BEV fernhalten.
Marco meint
Diess wird sich durchsetzen, die Zeit ist einfach gekommen! Es gibt kein zurück mehr und das ist gut so (ENDLICH!!!!).
hu.ms meint
Die MEB-bestellungen im kommenden frühjahr dürften die entscheidung bringen.
Wenn die über 25.000 mtl., die in zwickau und in jeder der beiden chinesichen produktionsstätten ab ca. mai gebaut werden können, auch verkauft werden, passt es – wenn nicht wird er gehen müssen.
Swissli meint
Autobauer sind schon seit Jahrzehnten nur Zusammenschrauber von angelieferten Teilen. Es produziert ja auch kein Autohersteller Autoreifen, obwohl das logistisch vielleicht Sinn machen würde.
Ob Produktion von Zellen/Batterien im Werk vor Ort Sinn macht, wird sich die nächsten Jahre entscheiden. Für Tesla, mit vielleicht bald wirklich eigener Zellproduktion, evtl. schon. Für VW, die Zellen von verschiedenen Herstellern einkaufen, eher nicht.
hu.ms meint
Vw baut mit northvolt eine eigene zellenproduktion auf. Das fraunhofer institut hat aktuell zellen mit 40% mehr kapazität auf vollumen/gewicht entwickelt (sog. atom-beschichtung der kathoden). Eine kleinserien-produtkion ist in arbeit. Wenn die in einigen monaten erfolgreich ist, freue ich mich schon auf den tesla-kurseinbruch…
Gibsone meint
Falls es um diese Akkus geht: https://www.wallstreet-online.de/nachricht/13215441-1-000-km-super-akku-start-up-super-akku-rudert-batterie-experte-fichtner-das-geheimnisvoll
Keine Ahnung, was da dran ist….
Zumindest klingt es nicht mehr so euphorisch…
ID.alist meint
Zellen in Salzgitter, Batteriemodule in Braunschweig, Autos in Wolfsburg-Hannover-Zwickau-Emden?
Meinst Du das mit mehr Produktionstiefe vor Ort?
Selbst ein Schwertanker wie VW hat es auch verstanden, aber so schnell kann er nicht manövrieren. ;-)
Und noch weniger, wenn ständig jemand am Steuerrad rumfummelt.
Freddy K meint
Ist nicht sinnig wenn an jedem Montagewerk alles hergestellt werden soll. Wäre ineffizient, bedarf größerer Flächen, mehr Anlagentechnik usw….
Rohstoffe werden trotzdem transportiert…
Aber man hat es oft das die Zulieferanten um einen rum sitzen. Diese produzieren aber für mehr Kunden. Daher ist dies effizienter als den selben Prozess x-mal zu verteilen……
Natürlich, ideal wäre es wenn hinten Rohstoffe rein kommen und vorne das fertige Produkt….
Nur wird das ein Traum bleiben….
Duesendaniel meint
Lithium kommt demnächst aus dem Erzgebirge und deutschen Geothermie-Kraftwerken von EnBW. Ist doch schon mal ein Anfang.